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Bei Kitas sechs Millionen Mark sparen

■ Gutachten über Kita-Kosten geht für Sozialsenatorin an vielen Stellen „an der Realität vorbei“ / Einsparmöglichkeiten über sechs Millionen Mark sieht sie vor allem bei Reinigung und Essen

Die neue Sozialsenatorin Hilde Adolf hält nicht viel von den Ergebnissen des Gutachtens über die Wirtschaftlichkeit der Kindertagesstätten, das ihre Vorgängerin in Auftrag gegeben hat (vgl. taz 20.8.). Größere Einsparungen durch Nachmittagsgruppen? Diese rechnung der Gutachter gehe „an der Realität vorbei“, meinte sie. Kita-Räume auch für andere Nutzungen etwa abends öffnen? Das „macht nicht viel Sinn“. Und Alkoholiker-Gruppen wollte sie nicht in den Kitas haben, kontert Adolf. Einige der Vorschläge seien „nicht nachvollziehbar als betriebswirtschaftliche Betrachtungsweise“, kritisierte die Senatorin, andere „nicht praktikabel“. „Das Lieblingsthema“ der Gutachter, der Wettbewerb der Träger um den günstigsten Preis, werde nicht stattfinden in Bremen, meinte Adolf.

Natürlich werde es eine Verwaltungsreform geben und „mehr Autonomie“ für die kommunalen Kita-Einrichtungen, wie viel und mit welchen Kompetenzen, das ließ die Senatorin aber offen. Die „Lenkungsgruppe“ aus Vertretern der Behörde und der Kitas, die die Erstellung des Gutachtens begleitet hatte, solle bis Ende des Jahres die Ergebnisse beraten.

Aber diese Lenkungsgruppe ist stocksauer. „Völlig inakzeptabel“ finden die Vertreter der freien Träger der Kitas, dass sie erst an der Erarbeitung des Gutachtens vertrauensvoll mitwirken und dann nicht gefragt werden, wenn die Ergebnisse interpretiert werden. „Misstrauen“ werde die Zusammenarbeit mit der Behörde künftig bestimmen.

Ein Punkt des Misstrauens mit der Behörde sind zum Beispiel die Verwaltungskosten. Schwarzes Schaf ist laut Gutachten die Hans-Wendt-Stiftung mit ihrer Kita „Purzelraum“, die berechnet der Sozialbehörde 1.026 Mark Verwaltungskosten pro Kita-Platz im Jahr. Die katholische Kirche kommt mit 235 Mark aus. „Wenn das da so steht, ist das eine Riesensauerei“, empört sich der Geschäftsführer der Hans-Wendt-Stiftung, Hartmut Groß. Die angeblichen „Verwaltungskosten“ gehen auf eine alte Verabredung mit der Sozialbehörde zurück, die Behörde habe akzeptiert, dass damit auch die Verwaltung für andere Projekte abgedeckt werde. Seit Monaten bemühe er sich, eine korrekte Zuordnung der Zahlungen hinzubekommen, die Sozialbehörde blocke das ab. Und nun steht die Hans-Wendt-Stiftung als der böse Bube im Gutachten.

Bisher sei es so gewesen, dass die Einrichtung, die viel Verwaltungskosten nachweisen konnte, viel Geld bekommen habe, bestätigte die Sozialsenatorin. Auch bei den Kosten für die Küche sei es so: Wer neun Mark pro Essen ausgibt, bekommt diese neun Mark, wer sparsamer wirtschaftet, bekomme von der Sozialbehörde weniger.

Insgesamt will das Sozialressort die allgemeine Kürzungsquote für den Etat 2000 von 2,1 Prozent auch im Kita-Bereich umsetzen (das sind etwa drei Millionen Mark) und „darüber hinaus“, wie in einer Senatsvorlage vom 17.8. steht, „auf Grundlage des KTH-Gutachtens“ jährlich 2,8 Millionen einsparen. Wo gestrichen werden soll, konnte die Senatorin nicht sagen. Große Sparpotentiale sieht sie vor allem beim Reinigungsdienst; bei den Kita-Essen soll es eine Pauschale geben, die „irgendwo zwischen 4,50 und neun Mark“ liegt. „Für die Kinder soll der Standard so hoch bleiben wie er ist“, versicherte die Senatorin gleichzeitig. K.W.

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