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Niederlage vor Bratwurst-Kulisse

■ Der FC St. Pauli stolpert ins Degerloch und bleibt bei den Stuttgarter Kickers mit 1:2 stecken. Gelb-Rot für Steffen Karl

Bei den Stuttgarter Kickers lebt die zweite Liga noch in ihrem ureigenen Charme – jener Mischung aus Bratwurst-Geruch und überforderten Rentnern in baufälligen Kassenhäuschen. Und gerade solches Fluidum macht das Vergnügen aus – wenn es für die Hamburger sonst schon nichts zu genießen gab: Gestern unterlag der FC St. Pauli gegen die Kickers mit 1:2.

Während Vereine wie der VfL Bochum, der 1. FC Nürnberg oder Hannover 96 über länderspieltaugliche Stadien und aufgeblähte Etats verfügen, kommt im Schwabenland die „Rote“ (für alle Norddeutschen: die Schinkenwurst) noch vom örtlichen Schlachtermeister und die dazugehörige Werbedurchsage im Waldau-Stadion vom Degerlocher Friseur. Diesem bodenständigen Ambiente mochte sich auch Steffen Karl, Libero des FC St. Pauli, nicht entziehen und entschärfte mal eben eine Flanke mit der Hand. Wie bereits eine Woche zuvor beim 0:0 gegen Fürth zog dieses kopflose Spiel eine gelb-rote Karte nach sich – der 29-Jährige war zuvor wegen Foulspiels verwarnt worden.

Damit aber noch nicht genug: Nur eine Minute später bestrafte Ex-Pauli-Stürmer Toni Sailer die Gäste mit dem 1:0 (13. Minute). Nun dominierten einzig die Platzherren, die Schlussmann Carsten Wehlmann durch Maric (37.), erneut Sailer (44., 53.) und Marell (53.) zu Glanztaten nötigten. Nach dem Pausentee fiel aber doch das völlig überraschende 1:1 durch Jean-Clotaire Tsoumou-Madza (46.), der einen Eckball per Kopf über die Linie drückte.

Wenngleich die Überlegenheit der Kickers nun nicht mehr zwingend war, besaßen sie die weitaus besseren Einschuss-Chancen. Das war auch spielentscheidend: Acht Minuten vor Ultimo stellte Adnan Kevric den mühsamen Arbeitssieg der Hausherren sicher. Erst jetzt unterließen es die Stuttgarter Fans, ihre eigene Elf auszupfeifen. Hätte das Publikum am Millerntor ähnliche Ansprüche, es würde aus dem Pfeifen gar nicht mehr herauskommen. Christoph Ruf

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