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Das Wohl der Patienten

betr.: „Falsche Lobeslieder“ (Gesund ist das Gesundheitswesen noch lange nicht), „Kranke dürfen gesund werden“ u. a., taz vom 19. 8. 99

[...] Der Beitrag von Frau Rogalla auf Seite 1 und das Interview auf Seite 6 sind Beispiele unkritischer Berichterstattung, die Ärzte pauschal als „raffgierig“ und „Herrscher einer Bananenrepublik“ diffamiert. So einfach ist das leider nicht. Beispiel:

Neuroleptika sind zur Behandlung der meisten schizophrenen Psychosen unerlässlich. Ein typisches Neuroleptikum, nebenwirkungsarm mit wesentlich besserer Wirkung kostet als Olanzapin: 28 Tabletten zu fünf Milligramm 189,16 Mark. Durchschnittliche Tagesdosis zehn Milligramm. Das klassische Neuroleptikum Haldol wirkt zwar auch, allerdings nicht auf die Negativsymptomatik und dazu mit deutlichen Nebenwirkungen. Preis 20 Tabletten zu einem Milligramm 4,25 Mark. Tagesdosis drei bis sechs Milligramm. [...] Billig zu verordnen ist einfach, wenn man nur an sein Budget denkt. Es soll aber auch noch Ärzte geben, die das Wohl ihrer Patienten im Auge haben. Das macht die Sache komplizierter.

Der Vorschlag des Interviews auf Seite 6 „statt Pillen drei Tage Bettruhe“ findet meine volle Sympathie. Ob er auch die Sympathie der Arbeitgeber und Arbeitnehmer findet und ob Ärzte dann nicht zu Sündenböcken gemacht werden, weil sie „zu“ häufig krankschreiben, bleibt abzuwarten. Dr. Karin Bell, Köln

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