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Der Klimakiller aus dem Stausee

London (dpa/fwt) – Ein Stausee für das europäische Raumfahrtprogramm beschert Französisch-Guayana derzeit einen der höchsten Pro-Kopf-Werte von Treibhausgasemissionen weltweit. Vor vier Jahren wurde dort ein großes Regenwald-Areal für ein Wasserkraftwerk überflutet, das die Startanlagen der Ariane-Raketen mit Strom versorgt. Der Unterwasserwald verrotte langsam und setze dabei große Mengen der Treibhausgase Methan und Kohlendioxid frei, zitiert das britische Magazin New Scientist eine Studie aus dem Fachblatt Global Biochemical Cycle. Der französische Forscher Robert Delmas vom Klimaforschungsinstitut Toulouse hatte zusammen mit Kollegen drei Jahre lang gemessen, wie viel Kohlendioxid und Methan aus dem Stausee Petit Saut in die Atmosphäre steigen. Während das sehr viel stärkere Treibhausgas Methan mengenmäßig nur etwa fünf Prozent der Emissionen ausmache, trage es rund 85 Prozent zur Klimaschädigung durch den künstlichen See bei, errechneten die Wissenschaftler. Insgesamt erwarten sie in einem Zeitraum von 20 Jahren Treibhausgase aus dem Stausee, die der Klimawirkung von 66 Millionen Tonnen Kohlendioxid entsprechen und damit sogar die Werte eines Kohlekraftwerkes gleicher Leistung überträfen. Erst danach sinke der Kohlendioxid- und Methanausstoß ab, schreiben die Forscher. Bei einer Bevölkerung von 157.000 kämen derzeit auf jeden Einwohner Französisch-Guayanas allein aus dem Stausee rund 21 Tonnen Kohlendioxid jährlich – doppelt so viel wie in Deutschland.

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