: Holbrooke drängt auf Auflösung der UÇK
Der neue amerikanische UN-Botschafter Richard Holbrooke hat die Kosovo-Befreiungsarmee (UÇK) eindringlich ermahnt, die bis zum 19. September gesetzte Frist zu ihrer Auflösung einzuhalten. Nach Gesprächen mit der Führung der Kosovo-Albaner in Priština verurteilte Holbrooke die anhaltenden Gewaltakte gegen Serben im Kosovo als rassistisch. „Die Serben dieser Region haben ebenfalls ein historisches Recht, hier zu leben“, sagte Holbrooke, der gestern in die albanische Hauptstadt Tirana weiterreiste. UÇK-Kommandeur Agim Ceku versicherte Holbrooke am Montag, die Kosovo-Befreiungsarmee werde die vereinbarte Frist einhalten. Zugleich sagte Ceku aber auch, ein Teil der UÇK werde zu einer Verteidigungsarmee des Kosovos umgewandelt – was so im Entmilitarisierungsabkommen vom Juni nicht vorgesehen ist. Daneben werde aus der UÇK auch eine Polizeitruppe und ein Teil der Zivilverwaltung hervorgehen, erklärte Ceku. AP
*
In den Gefängnissen Serbiens sind nach Schätzungen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) rund 2.000 Kosovo-Albaner in Haft. Eine IKRK-Sprecherin sagte am Montag in Genf, einige von ihnen seien während der elfwöchigen Nato-Luftangriffe gegen Jugoslawien in serbische Haft geraten, andere seien nach dem Ende der Luftangriffe von Gefängnissen im Kosovo nach Serbien verlegt worden. In der südserbischen Provinz Kosovo wurden seit dem Abzug der jugoslawischen Bundesarmee und der serbischen Polizei Mitte Juni rund 5.000 Menschen vermisst gemeldet. rtr
*
Der Weltsicherheitsrat in New York hat am Montag die Gewalt gegen Zivilisten im Kosovo verurteilt, insbesondere gegen Angehörige von Minderheiten. Die anhaltenden Übergriffe auf Serben, Roma und Angehörige der Friedenstruppe KFOR gebe Anlass zur Sorge und müssten sofort beendet werden, hieß es in einer Erklärung des Rats. Das Gremium rief die UN-Mitglieder auf, die KFOR mit allem Notwendigen auszustatten. AP
*
Eine Woche nach dem Beginn der Straßenblockaden gegen eine Stationierung russischer Soldaten in der Kosovo-Ortschaft Orahovac stocken die Verhandlungen über eine Lösung des Streits. Eine neues Treffen scheiterte am Montag, weil die russische Delegation nicht erschien. Die Albaner von Orahovac blockieren die Kleinstadt und werfen den russischen KFOR-Soldaten eine proserbische Haltung vor. Russische Söldner hätten in dem Ort während des Krieges auf serbischer Seite gekämpft. dpa
*
Die jugoslawische Regierung hat am Montag ein zweites „Weißbuch über die Nato-Verbrechen“ während des Kosovo-Krieges vorgelegt. In dem 550 Seiten starken Band werden die Folgen der Nato-Angriffe in der Zeit vom 25. April bis 10. Juni dokumentiert. Ein erster Band über die Zeit vom 24. März bis 24. April war bereits Ende Mai veröffentlicht worden. Teil zwei enthält über 450 Fotos, Zeugenberichte, Autopsiebefunde und ähnliche Dokumente. Belgrad zufolge wurden bei den Nato-Bombardements etwa 2.000 Menschen getötet und 6.000 verletzt.AFP
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen