15 Routen für acht Rollen

■ Jetzt hat auch Bremen endlich einen Skate-Atlas / Scouts aus Esssen recherchierten altbekannte Touren in Bremen plus Nordsee / Resultat: Altbackenes in bunter Hülle

Öfter mal was neues. Das will der gemeine Skater, der sich nach immer neuen, immer schöneren und immer glatt asphaltierten Strecken sehnt. Diese Marktlücke füllen immer mehr Inline-Guides. Mit gesammelten Touren am besten rund um Zuhause. Doch nicht immer taugen die Tour-Versprechen.

Für Bremen gibt es jetzt den ers-ten Inline Guide. Ein Skater-Atlas mit „15 ausgesuchten Touren für Bremen und Umgebung“. Mindes-tens zwanzig der kleinen Bücher für gut 15 Mark hat die Pecher und Böckmann GmbH aus Essen schon auf den Markt gebracht. Zwölf weitere sollen im nächsten Jahr folgen.

Das Prinzip der Guides ist immer gleich. Der redaktionelle Teil der Hefte sei zu 90 Prozent identisch, heißt es bei Pecher und Böckmann: 30 Seiten Werbung mit eigentlich Altbekanntem über Skates und Kugellager, Falltechniken und Aus-rüstungen. Und einen Bericht über „Mallorca auf Skates erleben“ (TUI-Werbung).

Erst ab Seite 34 geht es los mit den Touren. Die Routenfahnder bei Pecher und Böckmann sind in der Regel allerdings ortsfremd. Für den Inline Guide Bremen waren zwei Scouts aus dem Ruhrgebiet in der Hansestadt. Vorab haben sie über Sportgeschäfte und Skaterschulen die Touren vorrecherchiert. Dann erst ging es nach Bremen und an die Nordsee zum Probefahren. Eine Checkliste der Strecken wurde an die Redaktion gegeben, die daraus die Texte strickte. Die Routen-Beschreibung werde aber noch mal mit den Scouts synchronisiert, versichert man in Essen. Nach diesem Prinzip sind bei Pecher und Böckmann immerhin acht Guides in vier Monaten entstanden. Mit den Inline-Guides scheint die Werbeagentur ganz gut Geld zu verdienen.

Dafür hakt es an der Attraktivität der Routen. „Ob es die besten Touren sind, ist die Frage“, gesteht man selbst im Verlag. Denn was beim Umfrage-Prinzip rausgekommen ist, sind Tourenklassiker: Das Blockland ist gleich in zwei Varianten dabei. Und natürlich die Rundstrecke um den Werdersee. Für Bremer Skater also wenig Neues. Außer diesen Allerweltstouren gibt es drei Strecken ins Bremer Umland: Achim, Syke und Bassum.

Der Rest der Strecken bedarf weiterer Anfahrtswege. Sieben Touren gehen an die Nordsee. Sicher schön. Nur braucht man dafür ein Auto. Das einfache Prinzip: „Skates anschnallen und los“ scheitert also bei fast der Hälfte der ausgesuchten Strecken.

Die Tourenbeschreibung bietet alle wichtigen Infos: Karten, Beschaffenheit der Strecke, Länge, Skate-Niveau. Auch Steigungen und – hoppla – Gefälle werden extra hervorgehoben. So kann man bösen Überraschungen vorbeugen. Ein Sonder-Icon soll außerdem Skater-Attraktionen vor Ort markieren. Tatsächlich sind das nur die Skate-Verleihstationen.

Die Bremer Schule Happy Skater möchte mit einem eigenen Skate-Atlas nachbessern. Spätestens zu Weihnachten soll ihr Kartenwerk erscheinen. Zu den Inlinern unterm Weihnachtsbaum also gleich die passenden Touren-Vorschläge. An 15 bis 20 Touren arbeiten die Bremer gerade und wollen damit auch alten Hasen neue Routen präsentieren. Momentan wird die Zeit genutzt, um auch noch die Hollerland-Tour aufzugreifen.

Die Skateschule setzt ganz auf Bremens nähere Umgebung und Insiderkenntnisse. Dafür will man ohne Auto-Anfahrtswege auskommen. Und auch ohne die redaktionellen „Standard-Inhalte“. Die Kartensammlung soll im Selbstverlag für um die 20 Mark herauskommen. Als Konkurrenz sieht man den Inline Guide nicht. „In der nächsten Saison sind wir aktueller.“ pipe