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Schon wieder diese Dinkels

■ Jährlicher Kohlkopfzüchterwettbewerb in Alaska endet ohne Überraschung

Anchorage (AP/taz) – Schon 1941 veranstaltete die Alaska State Fair bei Anchorage, eine Art Herbstvolksfest mit Landwirtschaftsschau, das erste offizielle Kohl-Einwiegen. Der Sieger damals gewann allerdings mit läppischen 10,4 Kilogramm den ersten Preis von 25 Dollar. Inzwischen ist das Preisgeld auf 2.000 Dollar (3.680 Mark) angewachsen. Der Gewinner muss mindestens 40 Kilogramm auf die Waage bringen, um die Konkurrenz hinter sich zu lassen. Und er braucht offenbar ein Geheimrezept. Denn seit Jahren dominiert beim Kohl in Alaska eine Familie: die Dinkel-Dynastie. Die Dinkels, die seit Mitte der 60er Jahre beim Wettbewerb antreten, lassen ihre Konkurrenten in Ehrfurcht erstarren. In den vergangenen sieben Jahren haben verschiedene Familienmitglieder fünfmal den Hauptpreis gewonnen. Und auch dieses Jahr ist es nicht anders. Nach dem amtlich beglaubigten Einwiegen am Wochenende heißt es: erster Preis für Gene Dinkel mit 41,5 Kilogramm, zweiter Preis für seinen Bruder Don Dinkel mit 39,9 Kilogramm, dritter Preis für Frances Dinkel, die 91-jährige Mutter der beiden, die ihren 35 Kilogramm schweren Kohl im Altersheim gezogen hat. Ihre Urenkel, die gemeinsam als Team Dinkel beim Kinderwettbewerb angetreten sind, dürfen zudem einen zweiten Preis in ihrer Klasse mit nach Hause nehmen. „Tja, die Dinkels, die haben irgendwas Besonderes am Laufen“, weiß Bridgette Preston, seit Jahren die offizielle Koordinatorin des Wettbewerbs. Dem Gemunkel der Konkurrenten zufolge hat die Familie eine spezielle Kohlsorte aus Japan importiert und dann mit einheimischen Sorten gekreuzt. Aber die Dinkels sind wortkarge Leute. „Eine orientalische Sorte“, ist das einzige, was Gene über sein geheimnisvolles Saatgut sagen will. Andere Kohl-Profis sind freimütiger mit ihren Tipps. Ben Meyer zum Beispiel schwört auf Kuhmist. Sein Kohl wiegt allerdings nur 22 Kilogramm. Barb Everingham hat als Alternative für sich Truthahn-Mist entdeckt – 28,5 Kilogramm. David Schroer meint hingegen: „Es gibt kein Geheimrezept. Das Wichtigste ist, sie jeden Tag zu gießen.“

Das tut auch John Kellar, der seinem Kohlkopf (magere 14 Kilogramm) täglich eine Dose spendiert. „Andere finden ihren Seelenfrieden anders“, meint Kellar. „Aber für mich bedeutet Seelenfrieden, in mein Gewächshaus zu gehen und ein Bier mit meinem Kohl zu trinken.“

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