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Männlein stehen im Walde

Karens KochKunst – die Serie der taz hamburg für GenießerInnen. Teil 13: Der Herbst kommt: Jetzt gehts bald wieder in die Pilze  ■ Von Karen Schulz

Man kanns nicht leugnen, der Herbst kündigt sich an. Noch hängt in der Luft das, was Tucholsky als die fünfte Jahreszeit beschrieben hat: Die unmerkliche Veränderung der Luftqualität, die Atmosphäre, der Altweibersommer eben. Auch wenn es noch warm ist – man ahnt: Der Sommer geht zu Ende.

Kein Grund zur Trauer, denn neben neblig-verzauberten Morgenstunden, gemütlicher Teestunde und kuscheligen Abenden bringt der Herbst noch ganz andere Freizeitvergnügen mit sich. Zum Beispiel ausgedehnte Waldspaziergänge, bei denen man nach Pilzen Ausschau halten kann.

Natürlich sollte man dazu die richtige Ausstattung mitnehmen: Ein Körbchen ist praktisch, eine Tüte tut es auch, dann allerdings sollte man die Pilze schnell umfüllen. Notwendig ist ein Messer zum Schneiden der Pilze. Wichtigstes Utensil aber ist ein Pilzkundebuch – schließlich gibt es eine ganze Reihe von giftigen und ungenießbaren Pilzen, von denen manche zudem ihrem Äußeren nach einem harmlosen Speisepilz ähneln.

Wer bei den aufgespürten Schätzen unsicher ist, kann sich damit an die Universität wenden: Im Institut für angewandte Botanik werden die Pilze kostenlos begutachtet und als unbedenklich oder giftig eingestuft. Letztere sollte man sofort dem Orkus überantworten, denn mit Giftpilzen ist nicht zu spaßen.

Wer die Pilze nicht überprüft hat und sich eine bis mehrere Stunden nach dem Essen merkwürdig fühlt, geht besser sofort zum Arzt: Typische Symptome einer Pilzvergiftung sind Übelkeit, Ekelgefühl, Angstzustände, Krämpfe, Ohnmacht , Delirien und ähnliche Beschwerden.

Doch nicht nur der natürliche Giftgehalt mancher Pilze macht die große Auswahl an Kulturpilzen auf dem Markt – verschiedene Champignonsorten, Austernpilze oder Shii Take-Pilze – so attraktiv: Auch die Sorge um radioaktive Belastung oder Schwermetallanreicherungen in Wildpilzen hält so manche begeisterte Suchende vom Beutezug ab.

So hat die Verbraucherzentrale Kiel darauf hingewiesen, dass Waldpilze wegen der möglichen Belastung nicht häufiger als einmal pro Woche verzehrt werden sollten (taz hamburg berichtete).

Wer im Wald dennoch auf größere Pilzvorkommen stößt und diese gerne nach Hause tragen möchte, dem bietet das Hygiene-Institut Hamburg einen Service an: Hier wird nach telefonischer Voranmeldung kostenlos die radioaktive Belastung der Pilze geprüft. Kleiner Haken an der Sache: Für die aufwendigen Tests müssen mindestens 600 Gramm Pilze einer Sorte abgeliefert werden – und die gibts nicht zurück. Der Test lohnt sich also vor allem bei einer satten Beute.

Da eine Belastung in erster Linie bei Waldpilzen zu befürchten ist, können Wiesenpilze wie beispielsweise Wiesenchampignons getrost verzehrt werden – wenn Sie denn sicher sind, auch wirklich diese Sorte ergattert zu haben. Ansonsten gilt: mit den Pilzen doch lieber einen Ausflug zur Uni unternehmen.

Pilzberatung: Mo-Fr. 8.30-12 Uhr, Mo-Do 13-15, Fr. 13-14 Uhr, Susanne Bringe, Institut für angewandte Botanik, Marseiller Str. 7, 1. Stock, Zi. 118; Untersuchung auf radioaktive Belastung: Hygiene Institut Hamburg, Marckmannstr. 129 a, tel. Voranmeldung unter 428 37-368/475 (Dr. Sachde).

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