: So sicher wie die Rente
betr.: „Sicher ist nur das Restrisiko“, taz vom 2./3. 10. 99
[...] Nun hat auch Japan – in der Technik an der Weltspitze – in Tokaimura seine Version von Tschernobyl erlebt. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn diese unkontrollierte Kettenreaktion nicht nach einem Tag zum Stillstand gekommen wäre!
[...] Wer kann mir da eigentlich erklären, wieso die bewusste und wissentliche Aufrechterhaltung dieser Atomkraftwerke nicht dasselbe ist wie die bewusste und wissentliche Vorbereitung millionenfacher Vertreibung und zigtausendfacher Tötung von Menschen? Hat nicht die Nato wegen solcher Verstöße gegen die Menschenrechte gerade erst einen Krieg geführt?
Aber unsere Politiker und Abgeordneten – von denen manche so gerne die Privatisierung des Risikos verlangen und die Vorherrschaft des Marktes über die staatliche Absicherung stellen –, sie sind nicht einmal bereit, das sogenannte „Restrisiko“ zu privatisieren, also den Kraftwerksbetreibern unter Androhung der Betriebsstilllegung aufzuerlegen, das Betriebsrisiko in unbegrenzter Höhe auf dem privaten Markt von Versicherungsgesellschaften absichern zu lassen. Wieso eigentlich nicht? Man würde endlich einmal wissen, was für eine Einschätzung die Kapitalgesellschaften selber davon haben, wie teuer uns die Atomkraft – bloß in Mark und Pfennig ausgedrückt – wirklich kommt. [...] Klaus Hartmann, Frankfurt/Main
betr.: „Auf zum letzten Atom-Gefecht!“, taz vom 30. 9. 99
570 Professoren weisen darauf hin, dass es seit den 70er- und 80er-Jahren erhebliche Fortschritte bei der Reaktorsicherheit und der Entsorgung von Atommüll gegeben habe. Das mag vielleicht sein (obwohl die Aussage bezüglich der Entsorgungsfrage doch wohl nur von limitiertem Wahrheitsgehalt sein dürfte), aber bis zum heutigen Tage gibt es weltweit immer noch kein einziges Endlager für hochradioaktive Abfälle, und wie sicher die Atomkraft ist, zeigt uns der klitzekleine Störfall in Japan – einem Land mit westlicher Technik. Die Nutzung der Kernenergie ist und bleibt sowohl für die jetzigen als auch ganz besonders für die folgenden Generationen unverantwortlich – so sicher wie unsere Rente. Matthias Spittmann, Berlin
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