■ Filmstarts à la carte: Poesie und Avantgarde
Einen Lichtblick präsentiert demnächst das gleichnamige Kino mit einer Jean-Cocteau-Retrospektive, in der vom frühen Avantgardeklassiker „Das Blut des Dichters“ bis zum letzten Kinofilm „Das Testament des Orpheus“ – einer Summe des Cocteau'schen Schaffens (mit ihm selbst in der Hauptrolle des Dichters) – die wichtigsten filmischen Werke des französischen Universalkünstlers zu sehen sein werden. Den leichtesten Einstieg in Cocteaus poetisches Universum bietet jedoch seine Märchenverfilmung „La Belle et la Bête – Die Schöne und das Biest“ aus dem Jahr 1946. Die vornehmlich im verwunschenen Schloss der „Bestie“ spielende Geschichte vom Triumph der uneigennützigen Liebe über Selbstsucht und Gier gestalteten Cocteau und sein Kameramann Henri Alékan mit wenigen Dekorationsversatzstücken – verzierten Portale, wehenden Vorhängen auf dem langen Korridor, „lebenden“ Marmorbüsten – sowie viel Licht und Schatten als einen Triumph irrealer Fantasien und als ein wahres Wunderwerk klarer, kontrastreicher Schwarzweißfotografie.
„La Belle et la Bête“, „Orphée“, „Das Testament des Orpheus“, „Das Blut eines Dichters“ 9.10.-13.10., „Die schrecklichen Eltern“ 9.10. im Lichtblick
Lügen haben ja meist kurze Beine, für die Dramaturgie von Filmkomödien sind sie jedoch nahezu unerlässlich. Connie, gerade beim schwungvollen Handel mit gefälschten etruskische Vasen ertappt, entgeht dem Gefängnis jedenfalls nur deshalb, weil sie dem Richter vorflunkert, als alleinerziehende Mutter auf einen Sohn aufpassen zu müssen. Der „Sohn“, den sie beim Jugendamt vorweist, ist allerdings ausgerechnet der vernachlässigte Filius des verwitweten Richters, ein Fünftklässler mit ausgesprochenen Basteldrang, den er unglücklicherweise meist an fremden Autos auslebt. Eine kuriose Konstellation, die zu einigen vorhersehbaren Komplikationen und ein paar netten Szenen im Tierpark führt. In ihrer Essenz eine an die fünfziger Jahre erinnernde harmlose Papa-braucht-eine-Frau-Geschichte, gehört Martin Enlens „Alibi für einen Engel“ trotz gewisser handwerklicher Merkwürdigkeiten (dass die Kamera nicht in den Kühlschrank gehört, sollte sich eigentlich auch schon bis zum letzten Filmhochschulabsolventen herumgesprochen haben) zu den sympathischeren deutschen Kinderfilmproduktionen der letzten Jahre.
„Alibi für einen Engel“ 7.10.-8.10., 11.10.-13.10. im Eiszeit 2
Wenn der Film nicht gerade reißt, bekommt man in einem Lichtspieltheater gemeinhin etwas zu sehen. Im Kino in der Brotfabrik ist das am nächsten Sonntag anders. Da müssen sich die Zuschauer schon ihre eigenen Bilder im Kopf machen, denn um 19 Uhr steht in Kooperation mit dem Deutschlandfunk ein Hörspiel auf dem Programm: „Landeanflug – Uwe Johnson in Berlin“ von Stefan Pannen erzählt in einer Mischung aus Fakten und Fiktionen von Leben und Werk des deutschen Dichters. Anschließend besteht die Möglichkeit zur Diskussion mit dem Autor und seinem Redakteur Hermann Theißen.
„Landeanflug – Uwe Johnson in Berlin“ 10.10. im Kino in der Brotfabrik
Lars Penning
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