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Bald ist die Elbe Badewasser

Zeiten, als Badende auf Typhus untersucht werden mussten, sind lang vorbei. Klärwerk Stellinger Moor wurde gestern stillgelegt  ■ Von Gernot Knödler

Nicht mehr lange und man wird am Hamburger Elbstrand wieder ruhigen Gewissens baden können. „Aus Sicht der Stadtentwässerung haben wir den wesentlichen Schritt getan“, sagte Eckhard Rüttgers, der technische Direktor der Klärwerke gestern bei der Stillegung des Klärwerks Stellinger Moor. Denn bislang rauschten die Abwässer weiter Teile Altonas auf halber Strecke zwischen Teufelsbrück und Övelgönne in die Elbe. Mit dem Abschalten des Klärwerks ist das vorbei; die Zahl krankheitserregender Kolibakterien am Nordufer wird stark zurückgehen. Die Belastung des Flusses mit Schwermetallen und Chemikalien stellt für Badende ohnehin kein Problem mehr dar.

„Vor 27 Jahren waren wir beim Segeln auf der Elbe angewiesen, ins Wasser gefallene Segler ins Krankenhaus zu bringen und auf Typhus impfen zu lassen“, erinnerte sich Rainer Funke, der Chef der Stadtentwässerung. Inzwischen wird bloss noch Kindern vom Baden im Strom abgeraten. Das Wasser der Alster hält laut Stadtentwässerung bereits seit 1996 die Grenzwerte für Badegewässer ein. Für die Elbe soll das Ziel in den nächsten Jahren erreicht werden.

14 Millionen Kubikmeter – zehn Prozent des Hamburger Abwassers – hat das Klärwerk Stellinger Moor jährlich gesäubert. Künftig werden sie durch ein Transportsiel zum Klärwerksverbund Köhlbrandhöft/Dradenau auf der südlichen Elbseite gepumpt. 97 Prozent der Hamburger Abwässer werden dort in Zukunft geklärt, der Rest im Klärwerk Hetlingen bei Pinneberg.

Die 1965 fertiggestellte Anlage Stellinger Moor konnte insbesondere die seit Ende der 80er/ Anfang der 90er Jahre geltenden Vorschriften zur Entfernung von Nährstoffen nicht erfüllen: Stickstoff und Phosphor, die die Nordsee überdüngen. Ein Neubau der Anlage erwies sich als langwierig und teuer im Betrieb. Für 150 Millionen Mark baute die Stadtentwässerung deshalb ein Transportsiel zu den Klärwerken auf dem südlichen Elbufer.

14 weitere Verbesserungsbauten werden in den nächsten zehn bis 15 Jahren nach den Plänen der städtischen Entsorgungsbetriebes weitere 120 Millionen Mark kosten. Damit soll die Zahl der Fälle verringert werden, in denen das Mischwassernetz überläuft und ein Teil der schmutzigen Brühe aus Abwässern und Regenwasser ungeklärt in den Strom fließt. Nur noch bei starken Unwettern würden dann am Nordufer Krankheitskeime in die Elbe gelangen, versprach Umweltsenator Alexander Porschke.

„Die Elbe wird nie eine Badeanstalt sein“, warnte Porschke trotzdem. Zum einen weil sie ein Schifffahrtsweg sei mit den sich daraus ergebenden Gefahren; zum anderen weil sie andere Kriterien für Badegewässer, etwa eine ausreichende Sichttiefe, nicht erfülle. Verboten ist das Baden im Strom aber keineswegs.

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