: Vergesst die Love Parade
■ Der Bremer Freimarktsumzug ist ultimativ: Neben Techno gibt es auch wilde Kostüme
Vergesst Berlin, die Love Parade und den Karneval in Kölle, und schaut dafür nach Bremen: Zu wummriger Techno-Mukke traf sich in der Hansestadt am Wochenende ein immerhin 3,5 Meter langer Zug mit 147 Wagen, der neben lauter Techno-Beschallung auch noch seltsam verkleidete Gestalten (zum Beispiel Travestiekünstlerin Madame Lothar mit Original-Feder-Kostümchen aus Venedig oder die „Teletubbies“) zu bieten hatte.
Immerhin 4.000 Narren, Tänzer, Musiker und Akrobaten verbreiteten ausgelassene Karnevalsstimmung (“wir wollen einfach lustig sein“, „wir sind lustige Leute“ (O-Ton der verkleideten bunten „Teletubbies“ an den lustigen Buten&Binnen-Reporter) schmissen Bonbons (tausende) und drehten die Lautsprecher hoch – während rund 250.000 Schaulustige (taz-Fotografin Laura Marina: „Sehen konnten da nur die Großen“) das Spektakel verfolgten.
Aber ein richtiger Karnevalsumzug braucht auch wahrhaft professionelle Beobachter: In der Bürgerschaft saß deshalb eine ernsthafte Jury bereit, um in der „Kategorie Festwagen“ sowie in der „Kategorie Fußgruppe“ erste bis dritte Plätze zu verteilen – zu den Preisrichtern zählten unter anderen Bürgerschaftspräsident Christian Weber, Marktmeisterin Claudia Lange und Adolf Becker, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Bremer Märkte.
Ihr Fazit nach 147 vorbeigelaufenen Narren und Artisten, die in verschiedenen Gruppen von der Neustadt aus über die Weser zum Bremer Hauptbahnhof und dann zum Freimarktgelände gezogen waren: Der erste Preis ging an „Das Narrenschiff“ der Carnevals-Gesellschaft „Nordlichter“ e.V., der erste Preis bei den Fußgruppen an die „Kartoffelmäuse – Halb Tier, halb Pflanze“ vom Waller Heimatverein e.V.“.
Der generelle Jury-Tenor: Der diesjährige Umzug war der bislang farbenfrohste, spannendste und abwechslungsreichste von allen anderen in den vergangenen Jahren. Karl-Heinz Röhrßen von der Arbeitsgemeinschaft Bremer Märkte verriet auch, warum: „Das lag unter anderem daran“, so Röhrßen, „dass wir die letzten zwei Umzüge per Video ausgewertet haben und mit den einzelnen Gruppen, wo es nötig war, über die Attraktivität ihrer Gestaltung gesprochen haben.“
So also wussten die rund 4.000 Menschen, die seit Wochen mit der Vorbereitung der Darbietungen beschäftigt waren, welch harte Narren-Beurteilung in diesem Jahr auf sie zukommen würde – und legten sich techno-beschallt und kreativ kostümiert ordentlich ins Zeug.
taz/dpa
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