piwik no script img

Unterm Strich

Der Export Union des Deutschen Films schwillt die Brust: Wie sie gestern in München mitteilte, wurden zum „A-Festival“ – das will heißen: wichtigen – Filmfestival im argentinischen Mar del Plata zehn deutsche Beiträge geladen. Am offiziellen Wettbewerb nimmt Rolf Schübel mit seiner tragischen Liebesgeschichte Ein Lied von Liebe und Tod“ teil. In anderen Sektionen werden unter anderem die Filme „Nichts als die Wahrheit“ von Roland Suso Richter, „Pünktchen & Anton“ von Caroline Link, „Wege in die Nacht“ vonAndreas Kleinert und „St. Pauli Nacht“ von Sönke Wortmann gezeigt.

In den heimischen Ufa-Kinos dominiert derweil der Horror. Nach Julia Roberts als die „Braut, die sich nicht traut“ steht seit dem Wochenende der Action-Thriller „Deep Blue Sea“ mit gentechnisch manipulierten Haien an der Spitze der deutschen Kinohits. Dahinter verteidigt Jan de Bonts „Das Geisterschloss“ den zweiten Rang. Leander Haußmanns Mauerkomödie „Sonnenallee“ sackte um eine Position auf Platz fünf ab. Aber eigentlich sollten wir so etwas natürlich gar nicht melden. Hat doch Götz George die Macht der Quote bei deutschen Filmproduktionen für Fernsehen und Kino scharf kritisiert. „Es ist irrsinnig schwierig, noch was zu machen, wenn nur noch nach der Quote geguckt wird“, sagte er am Montagabend im Frankfurter Filmmuseum, wo die Ausstellung „Beruf Schauspieler“ mit Bildern, Requisiten und Filmausschnitten seiner Karriere gezeigt wird. Viele Sender lehnten Produktionen mit der Bemerkung ab, sie seien zu anspruchsvoll, das könnten sie nicht machen, berichtete George, „und das ist gefährlich“. Der 61-Jährige zeigte sich auch enttäuscht, dass es für ernste Kinofilme weniger Fördermittel gebe als beispielsweise für Comicstreifen. Da lernen die Produzenten vermutlich das Zuschlagen: „Wenn einer mal den Kopf hebt“, so George über Schauspieler, „wird er runtergeprügelt.“ Vielleicht sei den Deutschen ihr Wagen wichtiger, mutmaßte der Schauspieler. George, der von 1981 bis 1991 und ab 1997 wieder „Schimanski“ war, ist „quotenmäßig abgestürzt“, wie er es in Anspielung auf seinen letzten Film „Nichts als die Wahrheit“ formulierte. Das ist Kino-Grauen, das das deutsche Publikum nicht will.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen