: FAZ-Mag: Ampütte!
(96) Die Ampütte in Essen ist ein Lokal, in dem der schlimmste Hunger gestillt wird, der Nachthunger. „Ampütte! Kohldampf! Abfüttan!“ schallt es morgens um drei durch Rüttenscheid. Schön noch die Plautze voll mit Warm! Und nicht zu McDreck, dem Hauptquartier der Essener Polizisten und sonstigen Kleinkriminellen. Sondern in die Ampütte. Hier lernt der Besucher, Pils und halben Hahn mit Pommes zu lieben; es bleibt ihm auch gar nichts anderes übrig. Manchmal wird er Zeuge, wie in der Kaschemme unvorstellbar zarte Bande geknüpft werden durch bonobohafte, vorbildlich freundliche Darreichung von leider extrem schlimmen Frikadellen. Aber dank Senf und Zuneigung geht die Sache gut aus. Auch die Aufkündigung der Liebe nach Art des Hauses erlebt der Nachtgast. Ein trunkenes Pärchen am Tresen streitet; sie hat genug und will deshalb gehen, er hat mehr als genug und will deshalb unbedingt bleiben. Sie quengelt, er nöckelt, irgendwann drückt er seinen Hirnschwamm aus, grob und in der reformierten Grammatik des Ruhrgebiets: „Dann geh doch zu Hause, du Scheiße!“ Etwas später erklingt, wie jeden Morgen, der Rausschmeißer: „Gute Nacht, Freunde“ in der Version von Inga und Wolf. Die Ampütte, Trost der Ungetrösteten, schließt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen