: Unterm Strich
Da sieh mal einer an. Wenn Historiker tief nachdenken, gelingen ihnen doch manchmal überraschende Thesen. Etwa die, dass die Mauer Ost- und Westberlin nicht nur getrennt, sondern auch die Schicksale der Menschen miteinander verbunden hat. Darüber diskutieren am Wochenende die Teilnehmer einer Tagung mit dem Titel „Geteilte Stadt – gemeinsame Geschichte?“. Berlins Landesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes, ein Mann, der mit Vornamen Martin heißt und in dessen Nachnamen leider ein gewisser Buchstabe vorkommt, sagte in seiner Eröffnungsrede: Einerseits habe die Trennung Berlin in einem intensiveren Maße getroffen als das übrige Deutschland. Andererseits: „Die Teilung verband aber auch.“ Ein Blick gerade etwa in die Kultur-, Alltags- oder Mediengeschichte offenbare, dass es bemerkenswerte Verbindungen oder Parallelitäten gab. Damit also, so könnte man fortfahren, ist endlich geklärt, warum sich Ost- und Westdeutsche im Moment einander etwas fremd fühlen: Die Mauer ist weg.
Mit einer Sehbeteiligung von 2,64 Millionen Fernsehguckern ist am Donnerstagabend in der ARD die 12-teilige Klemperer-Serie beendet worden. Insgesamt sahen nach Angaben der Nürnberger GfK-Fernsehforschung im Schnitt 2,67 Millionen die Folgen. ARD-Fernsehspielkoordinator Jürgen Kellermeier räumte ein, dass sich der Sender mehr Publikum für die 17 Millionen Mark teure Produktion gewünscht hätte. „Uns war (aber) klar, dass eine so anspruchsvolle Produktion mit einem so schweren Stoff nicht unter Quotengesichtspunkten beurteilt werden kann.“ Wie die ARD-Programmdirektion mitteilte, wurde die Serie von 64 von 100 der Angucker, die mindestens eine Folge sahen, als „gut“ oder „sehr gut“ beurteilt. 79 von 100 attestierten der Produktion, sie sei „ein gutes Beispiel für anspruchsvolles Fernsehen“. Dies geht aus einer von der ARD in Auftrag gegebenen Infratest-Umfrage unter 2.000 Bundesbürgern hervor. Nicht gefragt wurde wohl Hadwig Klemperer, die auf Victor Klemperers erste Frau folgende Gattin. Sie warf der Serie vor, sie habe mit Klischees und falschen Details gearbeitet. Ihr Mann sei als Person völlig anders gewesen. Die Wissenschaftlerin hatte nach dem Tod des Hochschullehrers dessen Nachlass in der DDR mit herausgegeben.
Die polnische Literaturverfilmung „Pan Tadeuß“ (Herr Tadeuß), die vor wenigen Wochen auch in Litauen angelaufen ist, hat sich dort als ein Kassenerfolg entpuppt, der nur noch mit „Titanic“ vergleichbar ist. Einige Kinos in Wilna bringen bereits von 10 Uhr vormittags an den Film des polnischen Regisseurs A. Wajda. Das Werk über das Leben des polnischen Kleinadels und den Freiheitskampf gegen die russische Oberherrschaft spielt in Litauen.
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