: Unterm Strich
Schock für Peter Radunski, noch Kultursenator in Berlin: Der Generalmusikdirektor der Deutschen Oper Berlin, Christian Thielemann, will seinen Vertrag verfrüht, schon Ende 2000/2001 auflösen. Radunski bedauerte am Freitag die Absicht Thielemanns. Im Berliner Tagesspiegel erklärte Thielemann am Freitag, ihm sei der Brief an Radunski „wahnsinnig schwer gefallen“. Jeder wisse, wie sehr er an der Deutschen Oper und an seinem Orchester hänge. Mit dem Vertrag für jenen Intendanten, der sich wie Bob Dylan (alias, Sie wissen schon ...) schreibt, allerdings mit dem Vornamen Udo, habe sich geklärt, was für einen Chefdirigenten man an diesem Opernhaus haben wolle. „Nämlich einen schwachen, der über nichts entscheiden darf“, sagte Thielemann. „Und der will ich nicht sein.“
Der 40-jährige Dirigent ist seit der Saison 1997/98 Generalmusikdirektor der Deutschen Oper Berlin. Nach seiner Kapellmeister-Laufbahn war der aus Berlin stammende Thielemann von 1988 bis 1992 Chefdirigent in Nürnberg. Er gilt als einer der beliebtesten Gastdirigenten bedeutender Sinfonieorchester und Opernhäuser.
Und noch eine musikalische Pleite: Christoph Schlingensief ist in Hamburg als DJ komplett durchgefallen. Als Werbegag für den berühmten amerikanischen Internet-Buchhändler mit deutscher Dependance, dessen Name uns heute so viel Schwierigkeiten bereitet, hatte sich der Theater- und Politprovokateur am Donnerstagabend im In-Club La Cage hinter die Plattenteller gestellt und wollte die Nachtschwärmer mit seinen persönlichen Lieblingshits aus den 70er- und 80er-Jahren begeistern. „Ich habe die Platten mitgebracht, die ich in meiner Jugend gehört habe“, sagte Schlingensief, der vor einem Monat 39 Jahre alt geworden ist. „Das war bessere Musik als das, was heute läuft.“
Doch mit dem Bühnenaktionisten im Hamburger Nachtleben prallten unvereinbare Stile aufeinander: Begeistert ließ Schlingensief alte Hits von Ray Charles und Harald Juhnke durch den Club dröhnen, erntete dafür jedoch überwiegend verständnislose Blicke aus dem Publikum. Erst nach langem Bemühen hinter dem DJ-Pult und einigen dramatisch vorgetragene Monologen wagten sich ein paar Leute auf den weiträumig leeren Dancefloor.
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