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Unterm Strich

So sehr man Johann Wolfgang von in Lateinamerika auch ehrt, der Naturwissenschaftler Alexander von Humboldt steht in der Beliebtheitsskala deutscher Denker in Mittel- und Lateinamerika ganz oben. Verletzte Eitelkeit kann der Grund für die Schließung des Goethe-Instituts in Costa Rica jedoch kaum sein. Mit schnödem Mammon hat es hingegen zu tun, dass in der Hauptstadt San José zum 31. Dezember die Pforten geschlossen werden, obwohl das dortige Institut seit zwölf Jahren erfolgreich agiert und darüber hinaus das einzige in ganz Mittelamerika ist. „Die Schließung des Instituts ist ganz einfach traurig, vor allem, wo die Kultur in der Welt so schlecht vertreten ist“, sagte der Institutsleiter Wolfgang Holmann. In Lateinamerika hat sie es besonders schwer, da dort selbstredend noch weniger Gelder zu ihrer Förderung als in Bonn zur Verfügung stehen. Ausländische Kulturinstitute übernehmen deshalb auf der Südhälfte des Kontinents eine Funktion, die weit über den Deutschunterricht hinausgeht: Sie bieten konkrete Möglichkeiten zum Anschluss an internationale Diskussionen im Kunst-, Kultur- und Politikbereich. Auch das Thema „Auseinandersetzung mit der eigenen totalitären Vergangenheit“, mit dem sich Ex-Diktaturen schwer tun, wird in Lateinamerika von den deutschen Kulturinstituten exemplarisch verhandelt. Mit der in San José verbreiteten Protesterklärung gegen die Schließung erklärten sich die Leiter der Goethe-Institute Italiens, Spaniens, Großbritanniens und Frankreichs solidarisch. In Frankreich, wo mit den Instituten in Toulouse und Lille auch zwei Häuser zur Disposition stehen, gibt es womöglich zumindest für eines der Häuser eine Alternative zur Schließung: DaimlerChrysler überlegt, das Institut in Toulouse mit jährlich 50.000 Mark zu unterstützen.

Währenddessen hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) das Präsidium des Goethe-Instituts aufgefordert, weitere Schließungen der Kulturhäuser zu verhindern, indem die Sparpläne der einzelnen Institute geprüft und umgesetzt werden. Sparpotenzial sehen die Institute nach Angaben der GEW vor allem in Vorruhestandsregelungen, der vermehrten Einstellung von Ortskräften als Personal und dem Verzicht auf regionale Arbeitsbesprechungen.

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