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Smarter Protestschrei

■ Das senegalesische HipHop-Trio Djoloff agit-rapte recht überzeugend im Moments

Dass Djoloff mit reiner Party-Mucke oder imitierter Gangsta-Pose nichts im Sinn haben, machten die aus der senegalesischen Hauptstadt Dakar stammenden Rapper von Anfang an klar. Denn schon ihr erster Song „Hört den Schrei Afrikas“ handelte die Agenda der Probleme Afrikas ab, wie Schuldenlasten und Abhängigkeit, die noch immer offenen Wunden des Kolonialismus, aber auch die Korruption und Unterdrückung afrikanischer Regimes. Und ähnlich ging es weiter. Die drei Rapper, malerisch in folkloristische Gewänder gekleidet, rapten und sangen über Themen wie Emigration nach Europa, die Heuchelei und Lügen so mancher afrikanischer Regierungen oder prangerten die bei manchen AfrikanerInnen so beliebte Weißmacher-Creme zur Aufhellung der Haut an. Demgegenüber propagierten sie immer wieder Stolz auf die eigene Kultur, ohne ihrerseits in einen„schwarzen“ Nationalismus zu verfallen, wie manche afroamerikanischen Politrapper. So ernst ihre Botschaften auch meist waren, verzichteten Djoloff dabei keineswegs vollkommen auf den Spaßfaktor. Es gab im gut einstündigen Programm auch weniger problematisierende Kost und stattdessen hiphop-übliche Publikumsanimationen, die allerdings erst gegen Ende des Auftritts Erfolge im mäßig besuchten Moments zeitigten. Beim Mitsingen erwies sich die Mehrheit der ZuhörerInnen allerdings des öfteren überfordert.

Überhaupt war die Bremer Hip-Hop-Gemeinde kaum vertreten, es dominierten eher afrophile Kreise, schließlich fand der Auftritt ja auch im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Gesichter Afrikas“ statt. Dabei boten Djoloff musikalisch einen überzeugenden Cross-over von westafrikanischen Rhythmen und Melodien und ordentlich im Zwerchfell vibrierenden HipHop-Grooves. Dass die Musik dabei vom Band kam, fiel gar nicht weiter auf. Ab und zu sorgten darüber hinaus zwei Backgroundsängerinnen für typische Call and Response Effekte. Ansonsten mischten sich die Klänge von traditionellen Instrumenten wie Kora, Balafon und Djembé mit fetten Basslinien, verzahnten sich westafrikanische Gesangsharmonien a la Youssou N'Dour mit Stakkato-Rap oder kehlig-rauem Raggamuffin-Sprechgesang, mal in französisch, mal in Woloff (eine der Hauptsprachen im Senegal). Dazu wirbelten die drei Sänger mit ihren farbenprächtigen Klamotten in stimmig durchdachter Choreographie über die Bühne. So schickt sich Djoloff an, in die Fußstapfen der Rap-Pioniere von „Positive Black Soul“ zu treten, die den Senegal vor vier Jahren an die globale HipHop-Szene andockten. Von PBS hat man lange nichts gehört. Um so mehr ist zu hoffen, das sich das innovative Trio Djoloff in der westlichen Aufmerksamkeit nach vorne spielt. Arnaud

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