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Flucht aus dem Irak

■ Zwei Töchter und Schwiegersöhne Saddam Husseins gehen ins Exil

Amman/Bagdad (dpa/AFP) – Zwei Töchter des irakischen Präsidenten Saddam Hussein haben sich mit ihren Ehemännern – einer von ihnen Minister – nach Jordanien abgesetzt und dort politisches Asyl beantragt.

Wie die jordanische Nachrichtenagentur Petra gestern berichtete, waren Hussein Kamil el Madschid, bislang Minister für Industrie und Bergbau, und Hussein Kamil Hassan mit den Präsidententöchtern Ragha und Rana und ihren Familien schon am Dienstag nach Amman gekommen. König Hussein habe dem Asylgesuchen entsprochen.

Im Gefolge der Familienmitglieder Saddams habe sich eine große Zahl weiterer Angehöriger des Präsidentenclans, darunter viele Offiziere, aus dem Irak abgesetzt, berichtete die jordanische Agentur. Politische Beobachter sehen darin ein Zeichen zunehmender Spannungen innerhalb des Präsidentenclans der el Tikriti, in dem sich die el Madschids und die Halbbrüder Saddam Husseins befehden sollen. Die Bezeichnung el Tikriti ist von Saddams Geburtsstadt Tikrit abgeleitet, die rund 180 Kilometer nördlich von Bagdad liegt.

Die irakische Nachrichtenagentur INA hatte gestern die Ablösung Hussein Kamils von seinem Ministerposten ohne Angaben von Gründen gemeldet. Er war erst im Juni Chef des einflußreichen Ressorts Militärindustrie geworden. Innerhalb der vergangenen dreieinhalb Monate waren bereits der ehemalige Innenminister Wathban Ibrahim el Tikriti und Verteidigungsminister Ali Hassan el Madschid el Tikriti – der eine ein Halbbruder, der andere ein Cousin des irakischen Diktators – abgelöst worden.

Zwei Tage nach der Ankunft der Verwandten Saddams traf gestern der älteste Sohn des irakischen Diktators „zu Gesprächen“ mit der jordanischen Führung in Amman ein. Über das Thema der Gespräche Udai Saddam Husseins wurde zunächst nichts bekannt. Die Beziehungen zwischen Jordanien und dem Irak sind traditionell gut.

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