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Wut und Empörung

■ Offener Brief an Bundeskanzler Helmut Kohl, Bonn

Mit Wut und Empörung vernahm ich die Ankündigung weiterer Atomtests im Pazifik durch den neuen französischen Präsidenten Jacques Chirac.

Welch eine Kehrtwende in die Zeit des Kalten Krieges. Die sehr fragwürdigen Testserien werfen einen langen Schatten über weitere nukleare Abrüstungsverträge sowie den inneren Zustand Europas. Es ist abzusehen, daß das Atomwaffentestmoratorium der USA, Großbritanniens und Rußlands zu einem Atomwaffentestverbot auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben wird oder auch nie erreicht wird. Zur Lösung nationaler sowie internationaler Konflikte bedarf es anderer Mittel, als die der Abschreckungstheorien atomarer Waffen.

Das Testen dieser Waffen ist, wie die Erfahrung zeigt, in erster Linie ein Krieg gegen die dort lebende Bevölkerung. Die Auswirkungen des radioaktiven Fallouts sind hinlänglich bekannt. Auch unterirdische Detonationen sind in keiner Weise ungefährlich. Untersuchungen in den USA ergaben, daß fast 70 Prozent der unterirdischen Versuche radioaktives Material in die Atmosphäre entließ. Das Mururoa-Atoll ist brüchig und jetzt schon weicht radioaktive Strahlung aus.

Es soll keiner, auch nicht das französische Militär, sagen, es handele sich hier um Peanuts. Solch menschenverachtende militärische Sichtweise ist zu verurteilen und mit allen demokratischen Mitteln zu verhindern. Sie paßt nicht in die veränderte Weltlage und erst recht nicht in ein vereintes Europa.

Wir können es nicht einfach zur Kenntnis nehmen und als nationale Entscheidung hinnehmen. Hier ist die Europäische Union aufgefordert zu handeln.

Ich fordere Sie, sehr geehrter Herr Bundeskanzler auf, alles zu unternehmen, daß der französische Präsident auf weitere Atomtests verzichtet. Regine Haußmann, Berlin

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