■ Standbild: Kennzeichen T(otalausfall)

„KennzeichenD“, Mittwoch, 22.15 Uhr, ZDF

Die Ankündigung auf dem ZDF-Waschzettel klang nach einer sehenswerten Sendung: „Der Westen auf dem Prüfstand“ heißt eine Serie von Kurz-Dokumentarfilmen, die „Kennzeichen D“ in fünf Teilen zeigt. Die Filmautoren haben „eingefleischte Ossis“ begleitet, die im Auftrag der Körber-Stiftung ein selbstgewähltes Thema in Westdeutschland recherchieren und dokumentieren sollten.

In den politischen Magazinen der Öffentlich-Rechtlichen herrscht gewöhnlich die umgekehrte Betrachtungsweise vor: Journalistische Jäger und Sammler aus dem Westen fallen in die neuen Bundesländer ein und demaskieren schonungslos Stasi- Informanten, behördlichen Schlendrian und die im Osten bekanntlich besonders häufigen Subventionsbetrüger. Da wäre es schon interessant, zur Abwechslung mal die Ostperspektive kennenzulernen.

Doch bei „KennzeichenD“ hieß es, Geduld zu bewahren, denn vor den Ost-West-Beitrag hatte die Redaktion noch vier Beiträge von abnehmender Qualität und mäßigem Neuigkeitswert gesetzt: Recht ambitioniert war ein investigativer Bericht über zwei Roma, die an der deutsch-polnischen Grenze von Hobbyjägern erschossen worden waren, weil die sie für „Sauen“ gehalten hatten. Danach ging's bergab: Darüber, daß der dümmliche Strauß-Sohn Max seiner Schwester aus der CSU-Ortsvereinskasse den Wahlkampf alimentiert hatte, war in der vergangenen Woche bereits ausführlich zu lesen, und daß sich in den Vertriebenenverbänden alte und neue Nazis engagieren, hatte man auch schon gehört. Der größte Gähner war aber ein Bericht über die schon x-mal abgefeierte Love Parade.

Leider lohnte das Ausharren bis zum Schlußbeitrag nicht: Im Eiltempo feierte Wolf Lindner flüchtig einige Ost-West-Gespräche ab: Eine bitter gewordene Peggy Parnass durfte ihren Westkollegen Karrieregeilheit und Selbstzensur vorwerfen; Kommentar aus dem Osten: „So war das in der DDR auch.“ Die Historikerin Tanja Bürger attestierte den Wessis mangelnde „soziale Motive des Handelns“, außerdem wird der Streß auch immer schlimmer, und das war's dann auch schon. Da fiel auch der kurzzeitige Totalausfall von Bild und Ton kaum auf. Einem Sender, der wegen solcher Beiträge Pressemitteilungen verschickt, muß es sehr schlechtgehen. Tilman Baumgärtel