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Weniger Geld für Waffen

betr.: „Schöne Bescherung für arme Familien“,

taz vom 15. 12. 99

Nicht nur arme Familien in Deutschland müssen in die Röhre gucken: Beim großen Teil des „Restes der Welt“ sind die Familien noch schlechter dran. Unicef und viele Nichtregierungsorganisationen haben sich seit Jahren darum bemüht, die Lage der Kinder in der einen Welt zu verbessern. Bei der Vorstellung des Berichtes „Zur Situation der Kinder in der Welt“ am 13. 12. in der Bundespressekonferenz verlautbarte, dass zur Zeit 600 Millionen Kinder in absoluter Armut leben und dass diese Zahl trotz aller Bemühungen nicht abnimmt. Die Ursache ist dort wie hier dieselbe: Die Reichen bereichern sich, und die Armen verarmen mehr und mehr. Das Irre daran ist, dass die Reichen nicht merken, wie sie sich den Ast absägen, auf dem sie sitzen: Wenn die Armen kein Geld haben, können sie sich die schönen Produkte, die viele von uns sich zu Weihnachten wünschen, nicht kaufen, und die erwünschten Gewinne von Produktion und Handel gehen entsprechend sichtbar zurück.

Also sollten sich Industrieverbände und Banken an der Armutsbekämpfung beteiligen. Wie die Entwicklung in Bangladesch gezeigt hat, wirken sich Kleinkredite zur Selbstbeschäftigung der Armen nicht nur auf Familienplanung, Bildungswilligkeit und den Gesundheitszustand positiv aus (im Vergleich zu solchen Dörfern, die keinen Zugang zu Kleinkrediten haben); nach einiger Zeit kommt es zu einem Wohlstand, der Wünsche nach Gütern des bescheidenen Lebensstandards und sogar Handys aufkommen lässt. Da jedenfalls bestimmte Industriezweige (Waffen, Landminen) ihre Geschäfte mit den Konflikten in den armen Ländern gemacht haben, unter denen Frauen und Kinder besonders zu leiden hatten, ist es nicht mehr wie recht, wenn sie jetzt auch an der Überwindung der Armut mitwirken.

Und wenn weniger Geld für Waffen ausgegeben wird, kann der Finanzminister auch mehr Geld für arme Familien in Deutschland lockermachen. Heinrich Ruhemann, Darmstadt

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