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Die anderen

Zum Tschetschenienkrieg schreibt die Londoner Zeitung The Independent: Der Kreml gibt sich der Illusion hin, dass er die tschetschenischen Rebellen besiegen kann und dass danach jeder (in Russland) glücklich leben wird. Das ist absolute Fantasterei. Gestern sangen (russische) Soldaten von vergangenen Triumphen, von Stalingrad bis Berlin. In Wirklichkeit sind die Parallelen genau umgekehrt. Die Nazitruppen kamen in der Überzeugung nach Stalingrad, die „Untermenschen“ im Handstreich zu besiegen. Aber die Russen hielten stand. Das war der Wendepunkt in Hitlers Krieg. Auch Tschetschenien wird ein Wendepunkt sein.

Die Sonntagszeitung Le Parisien Dimanche meint zu den Wahlen in Russland: Die neue Duma und die neue Regierung werden mit einer fast unlösbaren Frage konfrontiert: Wie soll man den Krieg in Tschetschenien beenden? Ministerpräsident Wladimir Putin, der sein eigener Nachfolger werden will, hat im Wahlkampf die Offensive an allen Fronten geführt: militärisch, politisch und über die Medien. Nur sehr selten hört man Stimmen gegen den Krieg, der begonnen wurde, um die Wahlen zu gewinnen. Die politische Klasse hat die bewaffnete Intervention unterstützt und dabei vor allem an einen anderen Termin gedacht: die Präsidentenwahl im Juni 2000.

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