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Beschleunigte Geldverteilung

Reform der Einkommensteuer: Die Familien sparen am meisten

Die Bundesregierung wird die Einkommensteuer schneller als geplant senken. Ursprünglich sollte die Steuerentlastung im Jahr 2002 beginnen. Doch gestern verkündete Finanzminister Hans Eichel, dass diese Regelung schon ein Jahr früher in Kraft treten soll. Außerdem kündigte er weitere Steuersenkungen bis 2005 an. Familien mit zwei Kindern brauchen dann bis zu einem Einkommen von 40.300 Mark im Jahr keine Einkommensteuer mehr zu zahlen. Im Moment liegt der Freibetrag noch bei 33.600 Mark.

Eine Familie mit einem Kind und einem Monatseinkommen von 5.500 Mark brutto wird bereits im Jahr 2001 etwa 2.400 Mark weniger Steuern zahlen als heute. Ein kinderloser Single mit vergleichbarem Einkommen spart dann im Jahr immerhin noch 1.700 Mark Steuern. Und ein Unternehmen mit einem einkommenssteuerpflichtigen Jahresgewinn von 120.000 Mark zahlt im Jahr 2001 etwa 3.000 Mark weniger an den Fiskus. In den darauffolgenden Jahren winken weitere kräftige Steuerentlastungen. Eine Familie mit zwei Kindern muss im Jahr 2005 etwa 4.050 Mark weniger abführen.

Finanzminister Eichel sagte, Privatleute und Unternehmen würden durch die Reform der Einkommenssteuer um 27 Milliarden Mark entlastet. Im Jahr 2001 werde der Eingangssatz auf 19,9 Prozent und der Spitzensatz auf 48,5 Prozent gesenkt. Beim Amtsantritt der rot-grünen Regierung lag der Eingangssatz noch bei 25,9 Prozent und der Spitzensatz bei 53 Prozent. In einem nächsten Schritt soll der Eingangssatz 2003 auf 17 Prozent und 2005 auf 15 Prozent gesenkt werden. Für Spitzenverdiener gelten dann Sätze von 47 Prozent und 2005 von 45 Prozent. Der Grundfreibetrag, das heißt der Teil des Einkommens, für den keine Steuern bezahlt werden müssen, soll von derzeit 13.067 auf 15.011 Mark im Jahr 2005 steigen. Von dem ganzen Maßnahmenbündel profitieren nicht nur Privatleute, sondern auch kleine Personengesellschaften, die schon heute weniger als 25 Prozent ihres Gewinns an Steuern zahlen.

Das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut ifo hat die Pläne für eine umfassende Reform der Einkommensteuer begrüßt. Besonders erfreulich sei die mittelfristig geplante Absenkung des Spitzensteuersatzes auf 45 Prozent. Auch der Internationale Währungsfonds ist mit den Plänen einverstanden. Er hatte bereits im Herbst eine drastische Senkung der Einkommensteuer verlangt. Sie sei unverzichtbar für die kleinen und mittleren Unternehmen.

Tina Stadlmayer

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