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Letzte Gnade für den Transrapid

Der Stelzenzug soll vom Lehrter Bahnhof zum Flughafen Schönefeld fahren

Kaum gelandet, könnte man schon wieder losfliegen: im Transrapid vom Flughafen Schönefeld zum Lehrter Bahnhof. Das jedenfalls kann sich der neue Chef der Deutschen Bahn AG, Hartmut Mehdorn, für die ferne Zukunft vorstellen. Mit der rund 15 Kilometer langen Strecke möchte Mehdorn das kurz vor dem Scheitern stehende Transrapid-Projekt Berlin – Hamburg offenbar retten.

Die Verkehrsverwaltung war gestern hellauf begeistert: „Es wäre eine schöne Sache, wenn man am Lehrter Bahnhof einchecken und in wenigen Minuten am Flughafen sein könnte“, sagte eine Sprecherin von Verkehrssenator Peter Strieder (SPD). Berlin dürfe nicht gleich wieder nein sagen. „Sonst fährt der Zug demnächst in München.“ Allerdings zeigt sich die Verkehrsverwaltung realistisch. Die entscheidende Frage sei, ob man den Zug in den Tunnel kriege. In der Innenstadt könne der Zug kaum auf Stelzen fahren.

Unklar ist jedoch, wie sich der Transrapid im Tunnel verhält. Grundsätzlich ist es zwar möglich, mit dem neuen Zug durch Tunnel zu fahren. Sollten sich aber Züge begegnen, könnte die wegen der hohen Geschwindigkeit entstehende Druckwelle die Wagen leicht aus den Gleisen werfen. Die Schlussfolgerung daraus: Der Transrapid müsste so langsam fahren wie der Airport Shuttle. Der ohnehin geringe Zeitvorsprung gegenüber dem Shuttle, der knapp 25 Minuten für die Strecke braucht, wäre dahin.

„Das Ganze ist totaler Quatsch“, sagt der SPD-Verkehrsexperten Christian Gaebler. Der Transrapid sei nicht schneller als der Airport Shuttle, wesentlich teurer und in die bisherige Planung nicht einzubinden. Auch der Grünen-Verkehrsexperte Michael Cramer hält die Diskussion für eine Schnapsidee. Am Lehrter Bahnhof stünden dem Transrapid die Pfeiler der gerade errichteten Humboldt-Brücke im Weg. „Das müsste man alles wieder abreißen.“ Richard Rother

Tagesthema Seite 3

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