: Königinnenweg Brustkrebs-Screening?
■ CDU-Veranstaltung zum Modell: Forderung nach Transparenz und Erweiterung der Planungen/ Schweigen zu neuen Studien
Nach fast dreistündiger Diskussion im Haus der Bürgerschaft stand gestern fest: Es gibt in Sachen Brustkrebs-Screening – dem flächendeckendem Röntgen von Frauen zwischen 50 und 70 Jahren zum Zweck der Früherkennung – noch einigen Klärungsbedarf.
Eingeladen hatte die CDU zum Thema „Tastbefund, Ultraschall, Mammographie – für eine Kombination der Instrumente bei der Früherkennung von Brustkrebs“. Hintergrund sind Planungen, wonach Bremen als deutsche Modellregion eine Brustkrebs-Früherkennung per Röntgen (Mammographie) durchführen soll, das zugleich Daten darüber liefert, ob sich die Überlebenschancen brustkrebskranker Frauen durch Früherkennung erhöhen. Im mit 150 Personen übervoll besetzten Saal blieb am Ende Irritation – und eine Vielfalt von Meinungen und Erwartungen zum Vorhaben.
Eine gemeinsame Tendenz hatten jedoch viele Beiträge, die nicht von Vertretern des planenden Konsortiums (Kassen; Bremer Institut für Präventionsforschung, BIPS; Centrum für Medizinische Diagnosesysteme und Visualisierung, Mevis) kamen: Sie beklagten Informationsmangel. Den Auftakt dabei machte der Vertreter der Krebsgesellschaft in Bremen, Dr. Heribert Kaulen. Die Vereinigung habe den Antrag für ein Screening-Vorhaben bei den Spitzenverbänden der Ärzte und Krankenkassen zwar unterstützt. „Wir sind auch nach wie vor dafür“, so Kaulen. Allerdings sei die Bedingung für diese Zustimmung, „die Zusage, dass man uns informiert“, seitens der Planer nicht eingehalten worden.
Die Folge: Kaulen stellte die Forderungen der Krebsgesellschaft gleich öffentlich vor. Angesichts des Risikos, dass durch massenweises Röntgen zwangsläufig auch zahlreiche falsche Verdachtsbefunde entstünden, erwarte er stärkere Einbindung von niedergelassenen Ärzten. Im Fall einer Verdachts-Diagnose bräuchten Patientinnen Vertrauen und Zuwendung. „Wer, wenn nicht der Arzt des Vertrauens, kann das leisten?“ Dem schloss sich auch die Gynäkologin des St. Joseph-Stifts, Christiane Frantzen, an. Nachdem sie sich für ein Screening ausgeprochen hatte, forderte sie eine Erweiterung des Vorhabens durch Tast- und die Ultraschall-Untersuchungen. Auch der Direktor der Frauenklinik in der St. Jürgen-Klinik nahm diesen Hinweis auf – mit der Mahnung, nur so könne verhindert werden, dass erkrankte Frauen durchs Raster fielen. Würde aber eine Fehldiagnose publik, könne diese das gesamte Projekt gefährden.
In die Reihe der Fordernden reihte sich auch Bremens Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe ein. Sie mahnte psychosoziale Betreuung für Frauen an, die eine schwierige Diagnose erhielten. Zugleich müsse es eine unabhängige Beratungsstelle geben, um über Vorteile und Risiken aufzuklären. „Wir müssen uns klar machen, dass es hier nicht um Patientinnen sondern um gesunde Frauen geht.“ Mit vielen anderen RednerInnen wies Hauffe darauf hin, dass im Modell-Projekt nicht nur der gute Wille dominiere, die Sterblichkeit an Brustkrebs durch Früherkennung zu senken – wenn auch in der Fachwelt umstritten sei, ob dies mittels Screening wirklich erreicht werde. Sie benannte zugleich die Interessen an Geld, Reputation und politischem Erfolg – die eine unabhängige Beratung umso notwendiger machten.
Erst durch einen Zuhörerinnen-Beitrag in der anschließenden Debatte wurde bekannt, was die Planer des Projektes seit einigen Tagen elektrisiert. Es gibt eine neue Auswertung bisherigerStudien über die Erfolge von Screening. Sie weckt Zweifel an bisherigen Erkenntnissen, wonach Früherkennung die Überlebenschancen von Brustkrebs-Erkrankten verbessert. ede
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