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Die andere Seite der Kunst
Es ist für Kunsthistoriker keine Frage, dass die Mehrheit der eingelagerten Bilder „unbekannter Herkunft“ von geringer Qualität ist. Im Gegensatz zu den Werken der alten Meister, wie Rubens, Rembrandt, Dürer oder Breughel, die im Obergeschoss der Gemäldegalerie hängen, bewertet Irene Geismeier die Bilder „als wenig bedeutend“. Es sei klar, dass jede Epoche auch „schwache Kunst“ hervorbringe. Dennoch spielt der „Fremdbesitz“ im heutigen Verständnis des Berliner Museums eine Rolle, spiegelt sich doch in ihm die andere Seite der Kunstgeschichte: die von privaten Sammlungen und dem Geschmack bürgerlicher Familien, deren Geschichte und Kunstverständnis sowie der wechselvolle Umgang mit Kunstwerken zwischen 1933 und 1945 und der Nachkriegszeit. Die Dokumentation der Gemäldegalerie über die unbekannten Findlinge beleuchtet zugleich ein bisher abseitiges Forschungsgebiet. Die Geschichte des lange missachteten Fremdbesitzes, ihrer selbst ernannten oder juristischen Verwalter, verweist auf ein Kapitel deutscher und europäischer Kriegs- und Nachkriegszeit und den schändlichen Umgang mit Kunst und ihren privaten Besitzern. Nicht nur das Bernsteinzimmer oder der Quedlinburger Schatz sind Beutekunstthemen, sondern das Stilleben „unbekannter Herkunft“ von nebenan ebenso.
rola
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