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„Liebe taz...“ Ein Abend im Ratskeller ...

Betrifft: „Günter Grass? Nein danke!“ (Interview mit Wolfgang Emmerich), taz vom 22.1., sowie Leserbrief dazu von Horst-Werner Franke, taz vom 26.1.

Meine Mitteilung, Senator a.D. Horst-Werner Franke habe der Jury des Bremer Literaturpreises einmal zu verstehen gegeben, dass dieser Preis auch dem Renommée der Stadt zu dienen habe und deshalb nicht alle Preisvergaben der letzten Jahre seinen Beifall finden könnten, hat Herrn Franke verblüfft, weil er sich nicht daran erinnern kann. Die Verblüffung des von mir unverändert geschätzten Senators verblüfft mich hinwiederum nicht. So ist es eben: Die Großen vergessen leichter als die Kleinen. Konkret (ich habe in meinem Terminkalender nachgeschlagen): Die von mir mitgeteilte Äußerung fiel bei einer (köstlichen) Weinprobe im Bremer Ratskeller, zu der Herr Franke die Jury gebeten hatte. Das war am Freitagabend des 6. Dezember 1985 (am nächsten Morgen tagte die Jury und erkor Volker Braun zum Preisträger). Mit dabei waren nach meiner Erinnerung (doch die ist nur bedingt zuverlässig) Jürgen Manthey (als Vorsitzender), Martha Höhl, Rolf Michaelis, Wilfried F. Schoeller und ich – sowie Dieter Opper, der inzwischen leider verstorben ist. Man könnte also auch andere als mich befragen. Ich erinnere mich, dass die Jury die schöne Weinprobe einigermaßen ernüchtert (und alles andere als betrunken) verließ, eben weil alle durch die besagte Äußerung des ansonsten sehr geschätzten Senators irritiert waren.

Übrigens passt das Datum der von mir so erinnerten Äußerung von Herrn Franke gut zu den vorangegangenen Preisträgern, Paul Wühr und Bodo Morshäuser (Januar 1984) sowie Rolf Haufs und Herta Müller (Januar 1985). Die kannte damals nämlich wirklich kaum einer. Wie auch immer, der Senator möge mir nicht grollen. Seine Standfestigkeit in Sachen Peter-Paul Zahl haben wir alle bewundert, und dabei bleibt es auch.

Prof. Dr. Wolfgang Emmerich

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