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Der Unterhaltungswert liegt bei null

betr.: „Die ökologistische Kehrseite“, taz.mag vom 5./6. 2. 00

Ist ja wahnsinnig interessant und aufschlussreich, was Michael Miersch uns da über die Wurzeln und wahren Beweggründe der grünen Bewegung mitzuteilen hat. Alles verbissene Ideologen, diese selbst ernannten Umweltschützer. Reden uns seit Jahren das Waldsterben und die Klimakatastrophe ein, wollen die grün-braune Diktatur des Ökologismus zunächst in Deutschland und dann auf dem gesamten Erdenrund errichten. Waren schon immer überzeugte Anhänger kommunistischer Führersysteme, wobei von Bundesminister Jürgen Trittin heute die größte Gefahr auszugehen scheint, da es sich bei diesem Mann um den Wiedergänger von Kim Il Sung, Pol Pot, Mao und Stalin in Personalunion handelt.

Irgendwo habe ich das alles schon mal gehört beziehungsweise gelesen. Wo war das nur? Ach ja, da gab’s unlängst im ultrakonservatien Westfalen-Blatt eine Serie zum Thema „Die Öko-Lüge“. Da stand das alles auch drin, allerdings mit dem warnenden Hinweis, dass Deutschland bereits kurz vor der Ökodiktatur steht. Ganz so weit ist es ja nach Ansicht von Michael Miersch noch nicht. Das ist aber auch der einzige Unterschied zu den verleumderischen „Aufklärungsversuchen“ der rechtsgewickelten Lohnschreiber im Auftrage der Atomlobby. Uwe Tünnermann, Lemgo

[...] Die von Miersch völlig zu Recht aufgezeigten Fallstricke eines unreflektierten „Zurück zur Natur“ sind mittlerweile in grün-bewegten Kreisen keine Neuigkeit mehr. Es herrscht durchaus Katerstimmung. Einen Ökologismus auf eine Stufe zu stellen mit Faschismus und Kommunismus ist allerdings zynisch und wirklichkeitsfremd. Das Leugnen der (selbst)zerstörerischen Folgen menschlichen Wirtschaftens (Artensterben, Ozonloch, Anstieg der Meeresspiegel, Übernutzung der Urwälder etc.) hilft nicht weiter. Die Auffassung Mierschs, der Fortschritt von Wissenschaft und Technik würde diese Entwicklungen stoppen können, wird bisher kaum durch Indizien gestützt. Für eine menschenwürdige Zukunft brauchen wir menschliche Freiheit und eine gesunde bzw. gesund erhaltende Umwelt, wir brauchen die Diskussion über Normen und das „gute Leben“, wir brauchen Fantasie und Mut, eingefahrene Gleise zu verlassen. Ein bloßes – und keineswegs rationales – „Weiter so“ ist zu wenig.

Tiemo Timmermann, Greifswald

Es gibt tatsächlich AnhängerInnen der Umweltbewegung, die auf dem linken Auge blind oder antiwestlich orientiert sind, und es gibt tatsächlich SpinnerInnen, die eine Ökodiktatur wollen. Aber jeden Ökologiegedanken mit dem braunen und dem roten Totalitarismus gleichzusetzen, wie das Michael Miersch macht, das ist so, als ob man Sozialdemokratie auf eine Stufe mit Stalinismus stellt. Umweltbewusstsein muss nicht zwangsläufig in der Forderung münden, Freiheit einzuschränken. In der Bundesrepublik ist Umweltbewusstsein zumeist mit Appellen verbunden, mehr Demokratie zu wagen. Die Grünen bezeichnet Miersch indirekt als totalitär, er warnt sie, die Fehler ihrer braunen „Ahnen“ zu wiederholen. Solche Konstruktionen sind nicht nur beleidigend, sondern falsch. Die Parteienforschung zeigt, dass in Deutschland die WählerInnen der Grünen den größten Wert auf Freiheit und Emanzipation legen.

Thorsten Gromes, Marburg

Artensterben, Klimaerwärmung und der Verbrauch endlicher Ressourcen sind „ökologistische Irrationalität“, Maßhalteapelle von Umweltschützern sind purer Ökofaschismus und die physikalischen und ökologischen Grenzen dieses Planeten gelten nicht für die freiheitlich demokratischen Gesellschaften – und die Erde ist flach. Weiter so, Herr Miersch! Dorothea Meinsen, Frieseoythe

Miersch benutzt immer dieselbe Masche. Erst baut Miersch Personen (Luise Rinser, Herbert Gruhl usw.) oder Organisationen (Greenpeace usw.) zu den Anführern aller Umweltschützer auf, dann hängt er denen absolut bescheuerte Äußerungen an und folgert daraus, alle Umweltschützer müssten blöd sein, solchen Leuten zu folgen. Der Trick wirkt, wie mensch in der taz-CD-ROM an den vielen LeserInnenbriefen ablesen kann, die Mierschs Pamphleten unweigerlich folgen. Die Antworten können noch so fundiert die Thesen Mierschs auseinander nehmen (zuletzt zum „Interview“ mit Paul Moore), immer wieder heuert die Redaktion diesen Kerl an, um seine Textbausteine zu aktualisieren und die taz-LeserInnen aufzumischen. Miersch glaubt deshalb, sich immer größere Frechheiten erlauben zu können. Im taz.mag am 5. 2. dergestalt: „Rinser & Co. stand mit ihren seltsamen Sympathien ... keinesfalls allein da. Kim Il Sung, Pol Pot, Mao und Stalin waren damals die Idole vieler K-Gruppen Anhänger, die, wie Jürgen Trittin, heute Führungsposten bei den Grünen bekleiden.“

Jürgen ein Handlanger Pol Pots – hätt' ich das geahnt! Nie hätte ich dann seinerzeit für Verkehrsberuhigung demonstriert und damit die Göttinger Keimzelle (mit J. T.) der totalitären Grünen unterstützt (meine K-Gruppe war übrigens mal die katholische).

Ganz im Ernst: Über die meisten Passagen des Artikels von Miersch kann mensch noch nicht einmal Witze machen, der Unterhaltungswert liegt weit unter null. [...] Klaus Baumgardt, Reinbek

[...] Wer für eine auch in Zukunft lebenswerte Umwelt eintreten will, der muss die Stoffflüsse in der Gesellschaft vermindern; und damit auch gegen die Wachstumseuphorie der Wirtschaft antreten.

Die Betriebswirtschaft macht anders als die Physik aus Nichts Gewinn. Dabei werden nur die Systemgrenzen so gelegt, und die Umwelt als kostenloses Gut angesehen. Und der Nutzen daraus wird privatisiert. [...] Herr Miersch tritt nun der Rationierung von privaten Urlaubsreisen entgegen. Dabei verkennt er, dass diese bereits heute rationiert sind. Oder warum sind nicht alle Menschen dieser Erde vier Wochen im Jahr im Urlaub, auf einer Fernreise in einem anderen Erdteil? [...] Warum fordert Herr Miersch nicht, dass jeder Mensch ein Auto haben sollte und damit jeden Weg zurücklegen soll? Weil dann alle Fahrzeuge zu Stehzeugen werden. Es ist also keine Frage der Freiheit. [...]

Die Frage, die Herr Miersch nicht stellt, heißt: Ist unser Lebensstil verallgemeinerbar? Wie sieht es auf der Erde aus, wenn sich alle Menschen so verhalten wie ich? Nicht nur die Umweltauswirkungen wie Verschmutzung sind zu betrachten, nein, auch die Kriege um knappe Ressourcen sollten doch in diese Überlegungen mit einbezogen werden. Aber Herr Miersch ist an keiner sachlichen Debatte interessiert. Er will auf Kosten anderer leben und er findet das richtig.

Jens Niemann, Hamburg

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