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Kein Großflughafen ohne Gebühr

■ Experten halten eine private Finanzierung des Großflughafens ohne Gebühr für unrealistisch. Bedeutung des so genannten Non-Aviation-Bereichs nimmt zu

Der Wegfall der Flughafengebühr im Zusammenhang mit den neuen Privatisierungsverhandlungen ist auf Skepsis gestoßen. „Wenn Hochtief das nicht hinkriegt, schafft das die IVG auch nicht“, sagte gestern Michael Cramer, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion. Mit der Flughafengebühr in Höhe von 19,50 Mark pro Passagier sollte der Neubau des Großflughafens in Schönefeld zum Teil finanziert werden. Dies sah der Privatisierungsvertrag vor, den die Länder Berlin, Brandenburg und der Bund als Eigner der Berlin Brandenburg Flughafen Holding (BBF) mit dem Konsortium um den Essener Baukonzern Hochtief abgeschlossen hatten. Hochtief ist am Montag wegen verschiedener Unregelmäßigkeiten aus dem Verfahren ausgeschlossen worden. Jetzt verhandelt die BBF-Planungstochter PPS nur noch mit dem Konsortium um die Bonner ImmobiliengesellRoland schaft IVG um den lukrativen Auftrag zu Bau und Betrieb des künftigen Großflughafens.

Zentraler Bestandteil der Neu-verhandlungen: der Wegfall der Flughafengebühr. Statt dessen könne der so genannte Non-Aviation-Bereich ausgeweitet werden, hat PPS-Chef Michael Pieper angedeutet. Damit sind alle Geschäfte im Umfeld eines Flughafens gemeint, die nichts direkt mit dem Flugbetrieb zu tun haben wie Einkaufs-, Vergnügungs- oder Kongresscenter. Hierin scheint die IVG über Erfahrungen zu verfügen, ist doch das Immobiliengeschäft ihr originäres Betätigungsfeld.

Ob mit derartigen Einnahmen den Wegfall der Flughafengebühr ausgeglichen werden kann,ist umstritten. Immerhin sollten mit der Flughafengebühr ein Großteil der acht Milliarden des Projektes erwirtschaftet werden, um den Großflughafen gänzlich ohne öffentliche Beteiligung bauen zu können. „Ich glaube nicht, dass es damit getan ist, zwei Currywurstbuden und zehn Boutiquen mehr hinzustellen“, so ein Branchenexperte. Schließlich wolle jeder den so genannten landseitigen Bereich ausbauen. Dem seien aber Grenzen gesetzt. Auch der Neubau des Flughafens Athen, bei dem Hochtief federführend beteiligt ist, kommt nicht ohne eine Gebühr aus. Hier sind rund 40 Mark zu berappen.

Die Bedeutung des Non-Aviation-Bereichs im Flughafengeschäft nimmt zu. Die Wiener Flughafengesellschaft, eine der IVG-Konsortialpartner, wird damit etwa ein Drittel des Umsatzes erwirtschaften. In Frankfurt ist es etwas mehr als ein Fünftel.

Um den Wegfall der vom Regierenden Bürgermeister geforderten Wegfall der Gebühren zu erreichen, bliebe den Verhandlungspartnern nur noch eine Möglichkeit: den Flughafen abspecken. Sollten sich in den Verhandlungen neue Prognosen über das zu erwartende Passagieraufkommen ergeben, könnte der Flughafen kleiner gebaut werden – und würde damit billiger. Verkehrsexperten halten die bisherigen Passagierprognosen ohnehin für überhöht. Richard Rother

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