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Wenn Talkshows von solchen Leuten leben ...

betr.: „Eine Haiderangst“, „Die Stunde des grauen Panthers“, taz vom 5./ 6. 2. 00

Wie geht man mit Leuten wie Haider um?

Am besten gar nicht: Man muss in diesem Fall den stets von Lärm, coolen Gesten und Kaltschnäuzigkeit Faszinierten zeigen, dass das, was an ihm fasziniert, eben das ist, was ihn von jeder Party ausschließen würde: Mangel an Anstand. Als Verwandter muss man so einen ertragen. Aber in diesem Kreis kann man eben auch deutlich sagen: Halt's Maul! –

Wenn Talkshows von solchen Leuten leben, ist alles gegen Talkshows gesagt. Für Demokraten muss klar sein: Wer glaubt, andere fertig machen zu dürfen – und sei es in miesen kleinen Nebensätzen mit eingebauter Lachsalve: der ist nicht bloß unanständig: der achtet die Würde, d.i. den Wert, der Menschen nicht. Das ist Grundlage seines Erfolgs. Es sollte die Ursache seines Sturzes sein. Und die des Sturzes seiner Kumpane, Profiteure und der abwiegelnden Teilhaber der Macht. Klaus Wachowski, Alzey

[...] Das eigentlich Erschreckende – und das wurde in dieser Sendung sehr deutlich – ist nicht die aalglatte Eloquenz des Demagogen Haider, sondern die weitgehende Inkompetenz seiner Gesprächsgegner. Nicht belegte und falsch formulierte Zitate machten es ihm leicht, immer wieder zu kontern „Nein, das habe ich nie gesagt“. Ob das gelogen ist oder nicht, lässt sich auf die Schnelle nicht nachweisen, und er steht zunächst als Sieger nach Punkten da.

Michael Friedman hatte die Teilnahme an einer Diskussionsrunde abgelehnt. Vielleicht wäre es ihm besser gelungen, Haiders Gespinst aus Reformversprechungen, Drohung und Beschwichtigung zu demontieren und ihn damit zu entlarven. Mit schlecht vorbereiteten Talkrunden wie der am Sonntagabend erreicht man eher das Gegenteil. Thomas Jäger, Berlin

betr.: „Medienprofis unter sich“ u.a., taz Tagesthema vom 8. 2. 00

Eitel und selbstgefällig sind sie, unsere JournalistInnen und kritischen MahnerInnen. Wer glaubt denn, irgendjemand, der sich in irgendwelchen TV-Shows exponiert, habe ein anderes Interesse als die egozentrische Imagepflege, erfüllt von diesem aufgeregten Flirren: jetzt packe ich ihn, ich decke auf, wir machen Quote? Wie bescheuert sollen wir denn sein, um nicht zu sehen, dass da nicht nur Haider, sondern alle anderen Profilsüchtigen und Imagepflegebedürftigen – und die braucht das Medium Fernsehen – beste Bühne geboten wird. Wenn man jemanden wirklich packen will, muss man sich Arbeit machen, muss man mehr wissen als er, und nicht etwa unvorbereitet in die „Arena“ steigen – eine Inszenierung, die an sich schon antidemokratisch ist, weil sie Gut oder Böse, Sieg oder Niederlage suggeriert. Wie verantwortungslos und selbstüberschätzend JournalistInnen handeln, indem sie das nicht differenzieren, ihre narzisstische Bedürftigkeit in den Vordergrund schieben und nicht noch einmal nachdenken: Haider ist in seinem Biotop – das ist die Öffentlichkeit, die Medien – mit dessen eigenen Mitteln nicht zu schlagen! Im Gegenteil: man pflegt das Biotop ja nur. Die Wirklichkeitsebene, auf der er dort agiert, kann allenfalls die Satire enttarnen. (Danke, Wiglaf Droste!)

Wie geschichtsverachtend und überheblich da vorgegangen wird: Die Nazis haben als Erstes die Medien gleichgeschaltet, ihre Rhetorik war Verschleierung, ihre Inszenierung verströmte Sex-Appeal, dem viele erlagen. Huren der Macht. Jede/r JournalistIn, ProgrammmacherIn, der/die nur einen Moment länger nachdenkt, muss zu dem Schluss kommen: Mit Faschisten redet man nicht, schon gar nicht bietet man ihnen die Medien zum Nulltarif. Merken die nicht, wie sie zu HandlangerInnen werden? Warum redet man nicht lieber mit denen, die das mit dem Reden und Enttarnen schon versucht und harsche Konsequenzen gezogen haben? Warum redet niemand mit Elfriede Jelinek? (s. taz vom 1. 2. 00, Tagesthema) Weil sie kein Mann ist, nicht so viel Sex-Appeal hat, keine Macht hat? (Stimmt, sie ist gerade nicht hip.) Diese Faktoren scheinen Schlüsselreize für das Medium Fernsehen zu sein. Und da man im Gespräch mit Haider so sanft mit den smarten Mitteln des Mediums geschlagen wird, sich also so seltsam machtlos fühlt – was dem Selbstverständnis des Fernsehens, der Verfügung durch das Kamera(selbst)bild diametral entgegensteht! –, wird sich wohl noch eine ganze Riege JournalistInnenkollegInnen an dem Herrn abreiben, beseelt von dem Streben: Ich muss ihn doch knacken können, wir wollen unsere Macht zurück! Nur dem Jörgl macht das nix – als Spaß.

Marijke Gerwin, Oldenburg

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