:
Altersweisheit per Internet ■ Von Ralf Sotscheck
Das Internet hat in seiner kurzen Amtszeit schon eine Menge Abscheulichkeiten hervorgebracht. Nun ist eine weitere hinzugekommen: Michael Douglas, dessen schauspielerisches Talent sich auf vermeintlich dramatisches Augenaufreißen beschränkt, hat gerade seine eigene Website „Michaeldouglas.com“ in den wehrlosen Äther geschickt. In einer irischen Zeitung preist er sie als wunderbare Einrichtung an, um mit seinen Fans, die es geben soll, zu kommunizieren.
Klickt man die Seite an, erscheint ein Jugendfoto von Douglas. Er hat einen Finger quer über den Mund gelegt, was ihm einen Hauch von Nachdenklichkeit und Intelligenz verleihen soll, in Wirklichkeit aber bescheuert aussieht. Da kommt aus der Tiefe des Computers die Stimme des eitlen Meisters: „Willkommen auf meiner Website. Schaut euch um und lasst mich wissen, was ihr davon haltet.“ Einverstanden, Herr Douglas: Es ist eine peinliche Demonstration der Selbstüberschätzung.
Wir erfahren, dass Douglas am 31. 1. seine erste „Chat Session“ absolviert hat, aber nur mit handverlesenen Fans, die in den offiziellen Michael-Douglas-Fanclub eintreten und ihre Jahresgebühr entrichten mussten: 39,99 Dollar – der Star im Winterschlussverkauf. Dafür erwirbt man das Anrecht auf eine E-Mail zum Geburtstag, Preisnachlass bei Fanartikeln (Douglas-Kaffeetassen? Getragene Unterhosen? Der Shop ist noch nicht eröffnet) und „persönliche Fotos von Michael und Catherine Zeta Jones“. Das muss nicht sein, das Foto des engumschlungenen Paares, das auf den Schirm springt, wenn man unter „News“ nachschaut, ist abstoßend genug.
Klickt man auf den Kopf von Frau Jones, wächst ihr eine Sprechblase aus dem Hirn: „Ja, es ist wahr: Wir heiraten.“ Wir freuen uns mit den beiden, gab es doch Gerüchte, dass sie sich trennen würden. Douglas verrät, dass er am Silvesterabend in seinem Haus in Aspen um ihre Hand angehalten hat. Der Hochzeitstermin? „Schaut auf meine Website, und ihr seid die ersten, die es erfahrt.“ Wir sterben vor Neugier. Catherine Zeta Jones, die in einer grauenhaften Fernsehserie mitspielt, findet den Altersunterschied von 25 Jahren nicht weiter schlimm, erzählt sie: „Ich glaube, ich liebe an älteren Männern ihre Weisheit.“
Warum offenbart sich der Altersweise im Internet? Bisher hat Douglas stets einen Wutanfall bekommen, wenn die Medien sein Privatleben unter die Lupe nahmen. Ist es etwa Geld? Er will demnächst „Memorabilia“ per Internet versteigern. Und dann ist da noch sein Bauprojekt auf Mallorca. Seit 20 Jahren verbringt er seinen Urlaub auf der „magischen Insel“, und nun errichtet er das Costa Nord Kulturzentrum, das nächsten Monat eröffnet wird. Auf seiner Website macht er kräftig Reklame dafür. „Es wird langsam Zeit, dass ihr alle diesen Ort, den ich Paradies nenne, besucht und kennen lernt“, findet er. Vermutlich werden Fanclub-Mitglieder zum Pflichtbesuch verdonnert.
Es soll jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass Douglas auch eine Stiftung ins Leben gerufen hat. Ihr Ziel ist es, „die Lebensqualität in der ganzen Welt zu verbessern“. Na, dafür spendet man doch gerne. Und der Wohltäter schleimt: „Ich freue mich, das neue Millennium mit euch allen beginnen zu können.“ Ohne mich, Herr Douglas.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen