: Kellerkinder und Mauerblümchen
betr.: „www.leeres-mommsenstadion.de“, taz vom 12. 2. 00
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Spiel von TeBe live im Web übertragen wurde. Ihr Artikel enthält jedoch in der Tat eine (einzige) wahre Aussage: Mit unserem Zuschauerschnitt liegen wir an drittletzter Stelle der Liga.
Interessant, aber unerwähnt bleibt, dass die anderen Kellerkinder ebenfalls Mauerblümchen gegenüber übermächtigen Lokalrivalen in ihren Städten sind (Fortuna Köln & Stuttgarter Kickers). Soll TeBe etwa davon profitieren, wenn parallel Hertha gegen Barca oder Milan spielt?
TeBe-Fans seien „überkritisch“ und „begeisterungslos“. Es ist ungefähr 200 Meter Fußweg von den überdachten Sitzplätzen der Presse zum neuen, alternativen Fan-Block auf der Gegengerade, der gut ein Drittel der TeBe-Fans beheimatet. Dort wird auch bei einem 0:2 Rückstand durchgehend 90 Minuten supported.
Trauen Sie sich mal hin. Wir haben zwar bunte Haare, tragen (A)s auf Lederjacken und sind teilweise noch nicht mal Deutsche, aber so gefährlich ist so was gar nicht, wie man oft glaubt. Danach freuen wir uns auch gerne über eine Visite unseres unabhängigen „Fanladen“ im Hinterzimmer des erwähnten „Sportfreunds“. Aber erschrecken Sie bitte nicht, wenn dort spontan ein Veilchen-Spieler aufkreuzt, um noch ein Bier mit den Fans zu trinken.
Ach ja, apropos: Das kürzliche Spieler/Fantreffen ebenda war keine Initiative der anwesenden sieben Spieler um die Massen zu mobilisieren, vielmehr haben wir (wenigen) Fans eine Masse von Spielern mobilisiert (die Spieler wurden dazu privat angerufen). Bezüglich den von Ihnen geschriebenen Äußerungen Brinkmanns weiß ich leider nicht, welche Quelle(n) Sie besitzen, aber gegenüber uns persönlich betonte Ansgar, dass es ihm scheißegal sei, ob 50 oder 5.000 im Block stehen. „Hauptsache, Ihr macht weiter Action.“
Machen wir. Sollte Sie Sport ernsthaft interessieren, hilft Ihnen unser Zentralorgan, die lila-weiße Mailing-List (via www.ping-pong-veterans.de) gerne weiter. Wir klären Sie auch gerne über Stadion-Akustik auf. In einem reinen, komplett überdachtem Fussballstadion, wie dem Ruhrstadion, kann man/frau sogar mit weniger als 800 SupporterInnen ordentlich Terz schlagen. Im „Mommse“ geht das ungleich schwerer (offen, Aschenbahn, meist Gegenwind usw.).
Seien Sie doch kooperativ! Schließlich ist „taz-leibesübungen“ die einzige Sportredaktion Deutschlands, die ungefähr so wenige Leser wie TeBe Fans hat. Grins.
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Arnd Zepletal
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