Eine Prise Hawaii im Velodrom

Der mit viel Aufwand organisierte 1. deutsche Hallen-Triathlon wird von den Athleten mehr als lukratives Training denn als ernsthafter Wettkampf betrachtet ■ Aus Berlin Ulrike Demmer

Draußen ist Frühling, aber die deutschen Triathleten spielen in der Halle Sommer. Im Berliner Velodrom sind Sonnenschirme aufgebaut, die an Strand, Hawaii und Ironman erinnern sollen, dazu gibt es Biertische, und in der Mitte prangt ein riesiger blauer Swimmingpool. 20 Birkenfeigen im Topf sorgen für einen Hauch Natur. Eine halbe Stunde vor Wettkampfbeginn proben noch einige Sportler und Sportlerinnen den Ernstfall und ziehen auf der Radrennbahn ihre Runden – immer um den Pool herum. In knappen Tops präsentiert sich der eine oder andere gebräunte Waschbrettbauch, besonders bei den Teilnehmer aus dem Nationalkader – gerade erst vom Trainingslager aus Mallorca zurückgekehrt.

Triathlon in der Halle, das gab es noch nie – eine echte Deutschland-Premiere, trotzdem: Keiner geht hin. Eigentlich ist der Dreikampf in der Halle gerade für Zuschauer reizvoll, die sich sonst auf einzelne Streckenabschnitte beschränken müssen. Im Velodrom ist alles unter einem Dach und auf einen Blick zu bekommen. Und bei Minidistanzen von 200 Meter Schwimmen, acht Kilometer Radeln und zwei Kilometer Laufen ist das Spektakel auch nach 20 Minuten vorbei.

Etwa 200 Fans haben sich eingefunden, um die Sportler anzufeuern. In der großen Radsporthalle mit 6.500 Plätzen müssen sie da aber schon mächtig brüllen. „Hier fehlt alles, die Stimmung, die Sportler, die Anzeigentafel“, schimpft Tobias. Mit fünf Triathlon-Freunden hat er die vierstündige Reise aus Hasewinkel bei Bielefeld angetreten, um Lothar Leder zu bewundern. Weder Discobeleuchtung noch Partymusik kann die Sporttouristen in Fahrt bringen. Eine Unterhaltung ist nicht möglich, da auch der Moderator versucht, die Musik zu übertönen.

Die Sportler wenigstens sind begeistert. „Der Pool ist gigantisch“, schwärmt Anja, und auch die Wassertemperaturen erscheinen ihr als echtes Plus. „Wo kann man im Februar schon so wettkampfspezifisch trainieren.“ Mehr als ein Trainingslager scheint das Velodrom für die Sportler auch nicht zu sein. Der Sieger im ersten Vorlauf, Andreas Raelert, wird schon 20 Meter vor der Ziellinie langsamer. Maik Petzold fährt dafür im Zwischenlauf eine Radrunde zu viel. Ansonsten passiert aber gerade auf den Rädern nicht viel. Attackiert wird selten – die Erfahrung auf der steilen Sechs-Tage-Rennbahn ist zu gering, die Verletzungsgefahr zu groß. Hier will sich keiner kaputt machen. Die wirklich wichtigen Wettkämpfe kommen schließlich erst noch.

Für viele offenbar Grund genug, gar nicht erst anzutreten, denn statt der von den Veranstaltern geplanten 108 Männer und 54 Frauen nehmen nur 36 Athleten und acht Athletinnen an den German Indoors am Samstag teil. Das Preisgeld von 50.000 Mark, ausgelobt für die European Indoor Challenge am Sonntag, bleibt jedenfalls weitgehend im Land, denn bis auf zwei Athleten aus der Slowakei ist keine internationale Beteiligung zu verzeichnen.

Auch auf Eberhard Diepgen müssen die Zuschauer verzichten. Wer auf Politiker in Badehose gehofft hat, wird bitter enttäuscht. Der Prominenten-Triathlon wird weitgehend von den Fußballern der Tennis Borussia und den Eishockey-Juniors der Eisbären bestritten. Der Senat hat sich sozusagen freigekauft: mit einer Ausfallbürgschaft von 270.000 Mark. Denn ausgestattet mit einem Etat von 650.000 Mark war schon Monate vor der Veranstaltung klar, dass die Senatskasse geplündert werden muss.

Ein teures Trainingslager also. Aber die Finalrunden sind dann doch spannend. Zwar sind erwartungsgemäß Anja Dittmer (SC Neubrandenburg) und der Darmstädter Lothar Leder die ersten deutschen Meister im Hallen-Triathlon – aber immerhin sprinten die Sieger ins Ziel, und das Publikum jubelt sich in Laune.

Organisatorisch sei die Veranstaltung perfekt bewältigt worden, resümiert Martin Engelhardt, Präsident der Deutschen Triathlon Union. „Das haben wir geschafft, darauf können wir aufbauen.“