piwik no script img

In Treue fest zum Verlag

„junge Welt“-Genossen bestätigen Geschäftsführung. Unterlegene Redakteure bleiben weiterhin krank

Den Streit bei der Tageszeitung junge Welt hat Verlagsgeschäftsführer Dietmar Koschmieder vorerst für sich entschieden. Am Samstag bestätigte der Mehrheitsgesellschafter des Verlages, die Linke Presse Verlags- Förderungs und Beteiligungsgenossenschaft junge Welt, die Absetzung ihres Vorstands. Der bisherige Vorsitzende Uwe Soukup und seine Stellvertreterin Ulrike Schulz gelten als Kritiker Koschmieders.

Mitte Februar hatten sie die außerordentliche Vollversammlung der Genossenschaft einberufen. Begründung: Die Existenz der Zeitung stehe wieder auf der Kippe. Schuld seien die Personalpolitik Koschmieders sowie die Unterzeichnung eines „rückdatierten und damit de facto gefälschten Darlehensvertrages“ über 135.000 Mark zwischen Genossenschaft und Verlag. Die Einladung war allerdings nicht mehr gültig, denn der Vorstand war vom Aufsichtsrat bereits seines Amtes enthoben worden. Die Vollversammlung bestätigte jetzt nicht nur die Absetzung, sondern auch Koschmieders Finanzpolitik. Die Einfügung einer Vertragsklausel, der Verlag müsse im Konkursfall das Darlehen nicht zurückzahlen, sei „keine Fälschung, sondern eine einvernehmliche Rückdatierung“, sagte Koschmieder gestern zur taz.

Soukup und Schulz sind als Redakteure der jungen Welt von einer seit Anfang Februar grassierenden Krankheitswelle betroffen, der auch der Chefredakteur und sein Stellvertreter erlegen sind. Die mysteriösen – von den Betroffenen strikt geheim gehaltenen – Viren vergreifen sich offenbar an allen, die mit dem Gebaren des Geschäftsführers nicht zufrieden sind. Bereits im Mai 1997 war der größte Teil der Redaktion nach einem Konflikt um die Linie des Blattes ausgetauscht worden. DIRK HEMPEL

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen