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surfbrett Nie mehr allein im Cyberspace

Ein auffälliger Widerspruch durchzieht das Internet. Millionen sind unterwegs, aber jeder von ihnen ist allein mit seinen Computer und der Website, die darauf gerade angezeigt wird. Wahrscheinlich ist das ein Grund, warum Chat-Räume so beliebt sind – am Tiefsinn der dort vorherrschenden Dialoge kann es ja nicht liegen. Chat-Räume sind Oasen in der Wüste der einsamen Surfer. Hauptsache reden, egal worüber, das scheint ein tiefes Bedürfnis zu sein. Informatiker an der Universität Ulm arbeiten seit zwei Jahren an einer Lösung dieses Problems. Sie heißt „Virtual Presence Protocol“ (VPP), und ebenso unterkühlt lesen sich die technischen Papiere, die darüber veröffentlicht worden sind. Die Autoren meinen, dass an der ihrer Erweiterung des Web „kein Weg vorbeiführen“ werde. Wahrscheinlich haben sie Recht. Einen Vorgeschmack gibt das kleine Programm „lluna“, das kostenlos heruntergeladen werden kann unter www.cyland.de oder www.lluna.de. Eine massive Werbekampagne ist angekündigt, die für seine weitere Verbreitung sorgen soll. Denn erst wenn „lluna“ zum Standard geworden ist, entfaltet es seinen vollen Reiz: Es beobachtet, welche Adressen ich mit meinem Browser aufrufe, und teilt mir mit, wer zur selben Zeit ebenfalls darauf zugreift. In einem kleinen Zusatzfenster sind die jeweiligen Seitennachbarn mit einem Icon dargestellt. Wenn mir das Persönlichkeitsprofil gefällt, das dazu gehört, kann ich sie zu unmittelbar von dieser Stelle aus zum Chat einladen. „lluna“ kostet nichts, Geld verdienen will die neu gegründete Firma „cyland“ jedoch mit der Server-Version „tterra“, die nach Meinung der Ulmer Informatiker vor allem für Online-Shops interessant sei: Wer immer den Laden betritt, kann sofort sehen, wer noch hier ist.

niklaus@taz.de

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