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Die Schuld der Serben

betr.: „Alle Ziele vollkommen verfehlt“ von Andrej Ivanji, taz vom 24. 3. 00

[...] Ich möchte das, was die serbische Bevölkerung durch das Nato-Bombardement erleiden musste, nicht verniedlichen, aber ich möchte es nicht isoliert und zusammenhanglos stehen lassen.

Da war die massenhafte Vertreibung und Ermordung von Angehörigen anderer Volksgruppen durch die serbische Armee, und da waren die den Balkan überziehenden Untaten der serbischen Armee, die in Sachen Grausamkeit der von Ivo Andrić in „Die Brücke über die Drina“ beschriebenen mittelalterlichen Pfählungen kaum nachstehen. Diesem wurde begegnet mit den Nato-Waffen Ende des 20. Jahrhunderts.

Immerhin: Die Kosovaren konnten in ihre zerstörten Häuser zurückkehren. Und: Auf 300 Kilometern Fahrt durch Serbien sah ich punktgenau getroffene Brücken und Industrieanlagen, sehr selten nur zerstörte Wohnhäuser. Gemessen daran, dass es in den nichtserbischen Teilen Bosniens keine 20 Kilometer am Stück gibt, auf denen einem der Anblick von reihenweise Kriegsruinen erspart bleibt, sind die Zerstörungen in Serbien minimal. Genauso verhält es sich mit der Zahl der Opfer – auch wenn ein Zahlenvergleich hier unwürdig sein mag.

Wahr ist, dass trotz des militärischen Eingreifens der Nato noch lange keine stabilen Verhältnisse auf dem Balkan eingekehrt sind, dass seit Juni 1999 die Serben aus dem Kosovo vertrieben werden und dass Serbien weit entfernt von demokratischen Verhältnissen isoliert von Europa dasteht.

[...] Es ist unlauter, ein Bild vom zerstörten Serbien und von traumatisierten Serben zu zeichnen, ohne auch nur mit einem einzigen Satz auf die Vorgeschichte und die Schuld ebendieses Landes hinzuweisen. URSULA RETZ, Gröbenzell

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