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Examen Häppchenweise

Wirtschafts-Studenten warten sehnsüchtig auf neue Prüfungsordnung: das Credit-Point-System soll altes Examen ersetzen  ■ Von Insa Lienemann

Einige Studenten der Uni Hamburg hoffen, dass der März ganz schnell vorbei geht. Nicht, weil sie sich so sehr auf das neue Semester freuen. Sondern weil sie auf eine Entscheidung der Behörde für Wissenschaft und Forschung warten. Kommt die neue Prüfungsordnung für den Fachbereich Wirtschaftswissenschaften oder nicht?

„Im Moment können wir nur spekulieren, ob wir danach geprüft werden oder nicht“, sagt ein Student, der im fünften Semester ist und sich dafür entschieden hat, nach dem neuen System zu studieren. Nach Angaben von Professor Manfred Layer, der die Prüfungsordnung mitgestaltet hat, hofft der Fachbereich, dass es bis Ende März eine Entscheidung geben wird.

Um diese neue Ordnung, das sogenannte Credit-Point-System, geht es im Fachbereich schon seit über zwei Jahren, klagt ein Student aus dem Fachschaftsrat. Allein bis der Vorschlag die Gremien der Universität durchlaufen habe, sei viel Zeit vergangen. Derweil ist das Punktsystem an vielen deutschen Unis schon eingeführt und auch im Ausland etabliert.

Manfred Layer erklärt das Konzept so: Für jede Vorlesung gibt es Bonuspunkte. Die Anzahl der Punkte richtet sich nach der Semesterwochenzahl, für zweistündige Veranstaltungen gibt es also zwei Punkte. Am Ende der jeweiligen Veranstaltung wird eine Klausur geschrieben, die ganz normal benotet wird, so wie nach der alten Ordnung auch. Der Unterschied zu dem alten System: es gibt kein großes Examen mehr am Ende des Studiums, statt dessen werden Examensklausuren am Ende eines jeden Semesters geschrieben.

Nachdem man die 80 Bonuspunkte für die Klausuren und die 20 für die bestandene Diplomarbeit gesammelt hat, ist man fertiger Diplom-Betriebs- oder Volkswirt. Für nichtbestandene Klausuren gibt es sogenannte Maluspunkte. Wer mehr als 80 Maluspunkte sammelt, wird exmatrikuliert.

„Dadurch ist dieses System aber nicht schwieriger, es bleibt im Prinzip gleich“, erklärt Professor Layer. Ob das Studium durch die neue Methode verkürzt wird, muss sich rausstellen. Ob die vielen Klausuren wirklich eine Erleichterung sind, auch. Und manche Änderungen finden auch nicht alle Wiwi-Kommilitonen gut. So sollen Wahlfächer auf den Fachbereich beschränkt werden. Interdisziplinäres Studieren würde eingeschränkt.

„Grundsätzlich ist das neue Sys-tem aber sicherlich positiv“, meint ein Mitglied des Fachschaftsrates, „letztlich ist es ja nur eine andere Art der Prüfung. Inhaltlich ändert sich das Studium ja nicht.“

Wichtig sei im Moment aber vor allem eine Entscheidung. Denn die Studenten, die gerade ihr Hauptstudium beginnen, hängen in der Luft. Die Wissenschaftsbehörde stehe der Neuerung „grundsätzlich positiv“ gegenüber, sagt Sprecherin Annette Bitter. Gleichwohl müsse der Vorschlag noch auf „formale Mängel“ geprüft werden. Da der Antrag erst seit Januar vorliege, werde es so schnell nicht gehen.

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