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Werder sorgt wieder für normale Verhältnisse und gewinnt gegen schwachen Gegner Über das 3:1 gegen Bielefeld berichtet für die taz-Bremen  ■  Jochen Grabler

Hernach hätte man meinen können, Werder hätte sich daheim eine Klatsche eingefangen. „Das Beste war das Ergebnis“, meinte Gästetrainer Gerland, während der Werder-Coach über die „Fahrlässigkeit“ seiner Mannschaft grantelte. Aber nicht zu sehr. Denn tatsächlich hatten die Grün-Weißen gerade gegen Arminia Bielefeld gewonnen. Allerdings derart locker und flockig, dass Arminen-Betreuer Hermann Gerland froh sein konnte, dass die Seinen nur drei Tore kassiert hatten. Doch so daddelig, dass Thomas Schaaf „schon zufrieden“ war – aber eben auch ganz und gar nicht. „Die Tore müssen wir viel eher schießen.“ Ende der Durchsage. Mehr wollten die versammelten Journalisten auch kaum wissen.

Kein Wunder. Der Kick gegen den ziemlich sicheren Absteiger Bielefeld war nicht mehr als eine lästige Pflichtübung. Ein Schützenfest hatten eh die wenigsten erwartet. Man kennt diese Werderaner, gerade wenn sie gut drauf zu sein scheinen, dann... legt der gemeine Bremer Sportfreund vor dem Anpfiff eher die Stirne in Sorgenfalten und murmelt von einem sicher schweren Spiel und dass Werder gerade gegen vermeintliche Krepeltruppen immer schlecht ausgesehen hat – weißt du noch, Ulm! Stuttgarter Kickers! – und dann ist ja auch Pizarro nicht dabei undsoweiter undsofort.

Alles falsch. Es wurde weder eine Gala noch eine Pleite – doch genau das ist die bemerkenswerteste Nachricht des Fußball-Sonntags in Bremen: Werder kann ein Spiel mit Ruhe und Routine nach hause schaukeln. Auch wenn ein Gegentreffer immer drin ist, kann sich die Mannschaft auf ihre eigenen Stärken felsenfest verlassen. Und das geneigte Publikum kann sich entspannt zurücklehnen. Nach Jahren der nervenruinierendenDauerkrise und immerwährender Treseneinsätze auf der Suche nach einem Ausweg aus dem Jammertal ist Alltag eingekehrt in Bremen. Und wie sich's für das verwöhnte Publikum gehört: Alltag auf gehobenem Niveau. Das gab's lange nicht mehr.

Sogar die beiden Kreativkräfte Frings und Herzog konnten sich am Sonntag nach gutem Spiel aber noch lange vor dem Abpfiff zur Entspannung auf die Bremer Bank setzen. Dabei waren sie nach kartenbedingter Sperre ohnehin ausgeruhter als der Rest des Personals. Werder kann sich's leisten. Gegen vermeintliche Underdogs – was schwer ist. Gegen eine Mannschaft wie Bielefeld, die sich eh schon aufgegeben hat – was geradezu erschreckend einfach war. Doch deutlich ist seit Beginn dieser Saison, wie systematisch sich Werder unter Thomas Schaaf auf den Weg in die Spitze gemacht hat. Wenn Frings und Herzog schwächeln, dann kommen eben Spieler wie Maximov und Flock zum Einsatz, und Werder erarbeitet sich trotzdem Chancen. Vielleicht nicht ganz so brillant, aber immerhin. Und wenn Bernhard Trares oder Dieter Eilts die Luft ausgeht, dann wird deren Arbeit von Dabrowski oder Schierenbeck übernommen, nicht ganz bruchlos, aber beinahe.

Wer in's Spiel kommt, weiß gemeinhin, was er zu tun hat, und das auch noch auf durchaus unterschiedlichen Positionen. Bessere Noten kann man der Arbeit mit einem Kader kaum machen. Platz vier in der Tabelle spiegelt diese Entwicklung ziemlich genau wieder. Wenn Schaaf nun auch noch die Gelegenheit zur punktuellen Verstärkung seines Personals nutzen kann – wie jetzt hoffentlich mit dem Jugoslawen Mladen Krstajic – dann ist Werder im kommenden Jahr tatsächlich da, wo sich die Bremer ohnehin schon immer wähnten. Weit oben.

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