: Doppeltes Leben, zwei Geschlechter
Ein Roadmovie für Frauen und solche, die es werden wollen: „Meine beste Feindin“ (20.15 Uhr, ARD)
Könnte von Hera Lind stammen, die Idee: eine Geschichte über zwei Frauen in jener Phase, die man nur dann das „beste Alter“ nennt, wenn man’s gut meint mit ihnen. Und gut meinen muss man es mit der verhuschten Johanna Stauding, die mit ihrer Familie in der tiefen Provinz eine Wäscherei betreibt.
Denn als ihr Mann jäh einem Herzinfarkt erliegt, kommen Johanna (Mariele Millowitsch) und ihre Tochter Camilla (Katja Studt) hinter das sorgsam gehütete Doppelleben des verstorbenen Schwerenöters: Das gemeinsam erarbeitete Vermögen steckt offenbar in einem Haus in Dänemark, eingetragen auf den Namen Andrea Loren.
Die enttäuschte Johanna macht sich selbst auf den Weg ins ferne, ins schrille, ins verruchte Hamburg, um die Nebenbuhlerin zu stellen und Gewissheit zu erlangen, dass das eigenen Leben mehr war als eine öde Farce.
Die „beste Feindin“ entpuppt sich als aufgetakeltes Mannweib, das auf der Reeperbahn sein Geld verdient und auch sonst eher ruppig auf die Ankunft der Ehefrau des spendablen Liebhabers reagiert: „Geh heim und schneide deine Hecken mit der Nagelschere, Baby!“
Hier das brave, unbeschriebene Blatt, dort das verruchte Objekt abseitiger Begierden – dass trotz eines solchen Plots kein glitschiges Hera-Lind-Rührstück entstanden ist, liegt am unkonventionell originellen Drehbuch und dem genauen, neugierigen Blick auf die beiden Protagonistinnen: Die gemeinsame Flucht vor der rumänischen Mafia eint nicht nur die gegensätzlichen Frauenfiguren – ständig wird der Biedersinn der Hausfrau mit der Weltläufigkeit der Schlampe abgeglichen. Und kaum hat man geschluckt, dass zwei höchst unterschiedliche Frauen gemeinsam mehr erreichen, nimmt die Geschichte eine weitere abenteuerliche Wendung: Die Prostituierte Andrea ist eigentlich der Transvestit Andreas, kurz vor der Geschlechtsumwandlung.
„Wie das genau gehen soll, Sex, so rein praktisch“, will eine aufgelöste Mariele Millowitsch von der virtuos aufspielenden Doris Kunstmann wissen. „Ach Schätzchen“, sagt die, „es gibt noch andere Aufbewahrungsorte als euer goldenes Döschen.“
Dass die beiden dann, um den Kreis zu schließen, auch miteinander ins Bett gehen, bleibt nur angedeutet. Der Film hätte es vertragen – jedenfalls besser als das versöhnliche Ende, das die gelungene Geschichte noch auf den letzten Metern ins „Superweib“-Korsett zwingt. ARNO FRANK
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