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die zukunft und ich

Was bleibt: die Seifenblase

Vielleicht platzt sie ja bald, diese riesige Seifenblase, die große Teile dieses Landes immer noch umschließt, watteweich und konfliktfrei, in Dolby Surround Stereo und Farbe, die Bevölkerung ruhiggestellt von genügend Fernsehen und genügend Alkohol und wenn’s sein muss auch genügend Schlaftabletten und Viagra, zufriedengestellt mit genügend Geld, dass es reicht für einen neuen Fernseher, fürs Benzin und auch mal für eine einwöchige All-Inclusive-Fernreise in die Dominikanische Republik. Vielleicht erregen sich die Leute bald nicht mehr über Robert T. Online, Benzinpreiserhöhung und die Unbedienbarkeit ihres Videorekorders, sondern berappeln sich endlich, werfen den einen oder anderen Brandsatz ins Aktiendepot, stecken Percy Hoven ins Volksgefängnis oder lesen wenigstens mal wieder ein gutes Buch.

Nun ja. Das ist wohl alles leider überhaupt nicht zu erwarten. Es gilt, bescheiden zu bleiben. Schön wäre also, wenn es auch zukünftig noch Altbauwohnungen im vierten Stock geben könnte, mit hohen Räumen und großen Fenstern, durch die am Nachmittag die Sonne auf den Schreibtisch scheint, ihr Licht eventuell gebrochen von den Blättern eines beliebigen Baumes. Frauen sollte es auch weiterhin geben, gerne, gerne, und, ganz wichtig: Zigaretten, unbedingt unverändert gesundheitsgefährdend. Ein selbsttätig aufräumender Roboter zu einem erschwinglichen Preis wäre wohl nett, ist aber nicht wirklich nötig. Freundlichere Hinweise auf dem Display des Bankomaten sind unbedingt einzufordern: „Sie haben überhaupt kein Geld mehr. Aber wir sind ja nicht so. Schauen Sie mal ins Geldausgabefach, da wartet eine kleine Überraschung.“ Vielleicht wird ja auch mal die Bank gegenüber überfallen, da hätte ich von meinem Fenster im vierten Stock aus einen ausgezeichneten Blick drauf. STEFAN KUZMANY (27)

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