Nord-CDU – Bayern München 0:0

■ Union in Schleswig-Holstein probiert es auf der Suche nach ihrem neuen Landes-Vorsitzenden 17-mal mit Basisdemokratie

Johann Wadephul tritt gegen Oliver Kahn an, Reimer Böge gegen Mehmet Scholl. Und beide auch noch gegeneinander. Die schleswig-holsteinische CDU macht in Basisdemokratie, um einen neuen Chef zu finden, und gleich zum Auftakt am Mittwoch Abend spielt im Fernsehen Bayern München. Aber da Christdemokraten im Kreis Pinneberg offenbar gut mit Videorecordern ausgestattet sind, kamen trotzdem gut 250 von denen, die man Basis nennt, nach Rellingen, um den beiden Bewerbern um das Amt des Landesvorsitzenden beim Schaulaufen zuzusehen.

Zwei Kandidaten, zwei unterschiedliche Typen. Johann Wadephul, Generalsekretär der Landespartei, wieselt schon vor Beginn der Veranstaltung um die Tische, liebedienert mit dem Parteivolk und verteilt Broschüren. Umtriebig, eilfertig, agil.

Anders dagegen Reimer Böge. Der Europaabgeordnete ist Bauer und sieht aus wie ein Bauer. Das R wird gerollt, er steht ein bisschen allein gelassen vor dem Podium und freut sich, als der scheidende Landeschef Peter Kurt Würzbach auftaucht und ihn begrüßt. Alle wissen: Böge wäre Würzbachs Wunschnachfolger, Würzbach und Wadephul mögen sich nicht. Als der schneidige Amtsinhaber den Abend eröffnet, begrüßt er „Reimer Böge und Herrn Wadephul“.

Noch 16-mal bis zur Ur-Wahl am 15. Juli dräut dem Nord-Parteivolk, was nun kommt. Zunächst Vorstellungsrunde der Bewerber, „solange, wie sie mögen“. Böge mag eine halbe Stunde. Er sagt, dass er „mitten im Leben steht“, dass er sich „nicht von linken Chaoten den Mund verbieten lassen will“ und dass die Jahre in Brüssel ihn geprägt haben. Als er daraus schließt: „Wer es schafft, mit Griechen, Spaniern und Briten im Europaparlament gemeinsam zu arbeiten, kann auch Dithmarscher und Ostholsteiner zusammenbringen“, wiegen die alten Rellinger CDU-Kämpfer nachdenklich die Köpfe.

Dann Wadephul: Er drischt eifrig auf Rot-Grün ein. Das kommt immer gut an. Auch er hat die Chaoten auf seinem Spickzettel stehen und „die, die auf der Straße betteln und trinken“. Wadephul und „die Menschen“ verstehen nicht, warum Polizei und Justiz dagegen nichts tun, „während Parksünder belangt werden“. Die Parksünder im Publikum klatschen.

So richtig entscheiden mag man sich bei der Parteibasis an diesem Abend nicht. Freundlicher Applaus für beide. Und als Würzbach, ganz der Ex-Major, „Feuer frei“ für die Diskussion wünscht, kommt nicht viel. Außer dem Appell, „auch nach der Wahl fair zu bleiben“.

Im Fernsehen hat Jens Jeremies gerade ein Eigentor geschossen. Das zumindest blieb den beiden Bewerbern am Mittwoch Abend erspart. Peter Ahrens