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Zivi-Lücke droht

Das Diakonische Werk fordert Initiative der Regierung gegen Arbeitskräftemangel

BERLIN taz ■ Während seit Monaten intensiv über die Zukunft der Wehrpflicht diskutiert wird, waren die Auswirkungen solcher Reformen auf den Zivildienst für die Bundesregierung bislang kein großes Thema. Doch jede Kürzung der Wehrpflichtdauer würde automatisch neue Zivi-Lücken reißen. Der Präsident des Diakonischen Werks, Jürgen Gohde, hat deshalb gestern die Bundesregierung aufgefordert, sich umgehend mit Umbau und Weiterentwicklung des Zivildienstes zu befassen. Dazu müsse die Bundesregierung dringend eine Kommission einrichten.

Würde die Wehrpflicht weiter gekürzt oder abgeschafft, hätte das gravierende Folgen für die sozialen Dienste in Deutschland, warnte der Diakonie-Chef. Die Regierung dürfe deshalb ihre Reformkonzepte „nicht einseitig auf die Zukunft des Wehrdienstes“ konzentrieren. Allein der Diakonie könnten schon bald 11,5 Millionen Arbeitsstunden fehlen, wenn der Zivildienst um 30 Prozent gekürzt würde.

Gleichzeitig sprach sich Gohde bei der Tagung „Diakonie ohne Zivis?“ klar gegen einen allgemeinen Pflichtdienst anstelle des Zivildienstes aus. Pflichtdienste seien „für die Motivation junger Leute das falsche Signal“. Die Diakonie fordert stattdessen, attraktivere Angebote für freiwilliges Engagement zu entwickeln. Außerdem sei dringend eine arbeitsmarktpolitische Offensive nötig, um die fehlende Arbeitskraft von Zivis auszugleichen. Besonders betroffen von der Kürzung des Zivildienstes seien schon heute die individuelle Schwerstbehindertenbetreuung und der mobile soziale Hilfsdienst. Für diese Tätigkeitsfelder müssten umgehend neue soziale „Assistenzberufe“ geschaffen werden.

Im Familienministerium kam unterdessen gestern die 16-köpfige Arbeitsgruppe „Zukunft des Zivildienstes“ zu einer konstituierenden Sitzung zusammen. Nach Auskunft des Bundesbeauftragten für den Zivildienst, Dieter Hackler, soll sie bis Herbst ihre Empfehlungen vorlegen. Auch der Vertreter des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, Joachim Hagelskamp, unterstrich nach der Sitzung gegenüber der taz, die Regierung müsse künftig „wesentlich deutlicher den Blick auf den Zivildienst lenken“. geis

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