■ Ürdrüs wahre Kolumne: Mehr Liebe!
Der heutige Freitag ist der Tag des Herrn, an dem mir im Klinikbett die Fäden gezogen werden, die dann zehn Tage lang den zersägten Leib zusammenhielten. Dann geht man auch schon zur kardiologischen Rehabilitation des erleichterten Patienten über, worunter man wohl eine Art rhythmische Sportgymnastik für Rekonvaleszenten mit klugen Tips fürs Überleben verstehen darf, während im Hintergrund die Hammondorgel im Kurpark „Wiener Blut“ oder „Herzilein“ spielt.
Heißen Dank allen, die mir Bildchen malten, Verse schrieben, Daumen drückten oder beteten, weiße Magie betrieben oder gar (wie der Hexenclub Walle) in Würdigung meines Eintretens für mehr Ladenschluss, den Eingabeschlitz eines Geldautomaten mit Zahnstochern verstopften: Nur weiter so!
Von meiner Lokal-taz erwarte ich hartnäckigen investigativen Journalismus zu der Frage, was mit der senatorischen Torte für die geplatzte Werder-Pokalfeier geschehen ist. Bei der „Bremer Tafel“ gelandet? In Ordnung! Von Willi Lemke persönlich den verelendeten Fußballfans unter den Rathausarkaden serviert? Noch besser! Am besten aber, wenn das vergammelnde Sahnestück in der Güldenkammer oder im Bleikeller aufbewahrt würde, bis Frau Raffzahn mal wieder ihre Bremer Kundschafft besucht: Ich kredenze das Törtchen dann gerne mit Haube und weißer Schürze!
Frau Raffzahn? So nannte die BILD als Deutschlands führendes Kampfblatt gegen den militärisch-industriellen Komplex die ehemalige Staatssekretärin Agnes Hürland-Büning aus dem Kriegsministerium, die auch vom Bremer Unternehmen Bruker Daltonic GmbH seit vielen Jahren mit vielen hunderttausend Mark Taschengeld gespickt wird, um den Absatz des todbringenden Schweinkrams zu befördern. Übrigens Grund genug, diese Mordsfirma in eine Landkarte Sahnetorten-anschlagsrelevanter Objekte aufzunehmen, bis endlich mehr Liebe auf der Welt herrscht.
Hoffnungslos? Nicht ganz! Auch die Bilanzen der Waffen-Pfeffersäcke können mit der Kraft der Herzen schöpferisch zerstört werden: „I love you! I love you! I love you! ...
Dass Sozialdemokraten alter Schule immer wieder von wendigen Investoren über'n Tisch gezogen werden, weil sie solche Bauernfänger beim Abendessen so sehr um ihre guten Tischmanieren und die famos sitzenden Anzüge beneiden, hat immerhin noch etwas Rührendes. Wenn sich aber so ein Schniegelbruder, wie Finanzsenator Hartmut Perschau, von den Akquisitoren der Immobiliengruppe Widerkehr beim Verkauf des Bahnhofsplatzes um die längst schon eingeplanten Millionen des Kaufpreises bringen lässt, dann nimmt das schon Wunder: Heiratsschwindler und andere Tricky-Dickies erkennen sich doch sonst auch auf Anhieb untereinander an Herrenduft, Schuhsohlen und Krawattenknoten.
Seit der Rittmeister von Stephan einst die Zuchtmerkmale für den deutschen Schäferhund festlegte, ist diese Kreatur zum Wappentier des ganz besonders hässlichen Deutschen geworden, und wer immer einem solchen Individuum begegnet, hütet sich seitdem mit Recht vor Herrchen immer noch ein bisschen mehr als vor Hasso mit dem Würgeband. Dass das Wählerpotential von drei Millionen Mitgliedern im Deutschen Schäferhundverband wirksame Sanktionen gegen die aggressionsfördernde Schutzhundprüfung dieser Lodenträger bislang verhindert, stellt mit entschiedener Klarheit der verehrte Klaus Jarchow in dieser Deiner Heimatzeitung fest. Dennoch hätte ich ein Problem damit, diesen Verband durch ein Verbot des „Deutschen Schäfers“ um seinen satzungsmäßigen Zweck zu bringen: Wie wird man diese zweibeinigen Fiesmöppel künftig schon von Weitem zwecks Gefahrenabwehr identifizieren und meiden können, wenn sie nicht mehr von ihren sabbernden Lebensinhalten begleitet werden?
Fragt sich und den Rest der verständigen Welt (“I love you“) Ulrich „Reha“ Reineking
P.S.: So etwa klingt's in Ostwestfalen über „Radio Herford“: Wir sind so Leute zwischen 18 und 38 vom Opelclub und der Hajo und die Britta, die führen euch durch unser Magazin für alle Autobesessenen. Wir haben auch schon andere Aktivitäten gemacht, Reisen zu den Opelfreunden in Brilon und Kirchheim/Teck, im Sommer auch viel Grillen, Dänemark mit Legoland, haben wir alles schon gebracht. Wir haben ein Clublied, eigenes Clubbier und eigene Statuen, mit denen wir uns für die Umwelt und das soziale Elend in der Welt einsetzen, z.B. durch den Verkauf von Ersatzteilen auf dem Flohmarkt. Auch Mitglieder des Opelclubs genießen am Wahlsonntag in NRW das volle Wahlrecht. Also bitte keine Illusionen ...
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