: Baden an der Oberbaumbrücke
Die Qualität der Berliner Gewässer ist zurzeit noch gut. Nach Plänen von Umweltsenator Peter Strieder sollen die Berliner in 25 Jahren auch in der Spree in Mitte baden können. Den Grünen geht das nicht schnell genug
Wer baden gehen will, sollte dies schnell tun. Nicht nur wegen des Wetters, sondern weil die Qualität der Gewässer gut ist. Die Gesundheitsbehörden bezeichnen die Qualtität der Havel und der Berliner Seen zurzeit als hervorragend beziehungsweise gut. Sogar die Grünen, sonst heftig vor den Gesundheitsgefahren durch Blaualgen warnend, stimmen zu. „Morgen kann man die Badehose bedenkenlos einpacken“, sagte gestern der Grünen-Abgeordnete Hartwig Berger.
Bleibt es heiß, verschlechtert sich die Gewässerqualität. Die Wärme fördert das Algenwachstum. Sollte ein Gewitter den verfrühten Sommer beenden, tritt der worst case ein: Die uralte Kanalisation ist überlastet. Das Regenwasser, angereichert mit Hunde-Urin und Straßenöl, fließt zum Teil ungefiltert in die Spree. Die Folge ist ein Fischsterben.
Um den Missstand zu beseitigen, arbeitet die Umweltverwaltung an einen Abwasserbeseitigungsplan (ABP). Bis zum Jahr 2025 sollen alle Gewässer, auch die Spree in Mitte, Badequalität aufweisen. Der Plan soll bis zum Jahresende stehen. Vorgesehen sind effektivere Klärwerken sowie das Auffangen von Regenwasser in Rückhaltebecken. Das Wasser wird darin gesammelt und später in Klärwerke geleitet.
Den Grünen geht alles nicht schnell genug. Nach ihrer Ansicht könnten die Maßnahmen, die bis zu einer Milliarde Mark kosten, bereits in zehn Jahren verwirklicht werden. Da ein Teil des Geldes auf die Wassergebühren umgelegt werden könnte, müsste nach Bergers Berechnungen jeder jährlich 15 Mark mehr zahlen. „Das ist leistbar“, so Berger. Im ABP vermissen die Grünen aber den „Vorrang der Vermeidung vor der Entsorgung“.
Der Sprecher der Berliner Wasserbetriebe (BWB), Stephan Natz, verweist auf den rückläufigen Wasserverbrauch. „Innerhalb von zehn Jahren ist der Verbrauch um ein Drittel gesunken.“ Die Gründe: Berlin verliert Einwohner, viele wasserverbrauchende Industriebetriebe sind geschlossen worden, neue Haushaltsgeräte verbrauchen weniger Wasser. Natz sieht noch ein anderes Problem: Da die BWB nur so viel Wasser fördern, wie verbraucht wird, steigt der Grundwasserspiegel. „In den Außenbezirken saufen manche Häuser schon fast ab.“RICHARD ROTHER
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