: Im Zeichen Nijinskys
■ Assoziativer Erzählfluss: John Neumeiers Hommage an den russischen Tänzer eröffnet die 26. Hamburger Ballett-Tage
Dem russischen Tänzer Waslaw Nijinsky (1889-1950) ist die neue Choreografie des Hamburger Ballett-Intendanten John Neumeier gewidmet, mit der am 2. Juli in der Staatsoper die 26. Ballett-Tage eröffnet werden.
Der in Kiew geborene Nijinsky war bereits zu Lebzeiten wegen seiner perfekten Technik und unglaublichen Wandlungsfähigkeit ein Mythos. Seine Bühnenpräsenz und Ausstrahlung machten ihn zum Star der „Ballets Russes“ unter der Leitung von Serge Diaghilew, der bis zur Hochzeit Nijinskys mit Romola auch sein Liebhaber war. Mit eigenen Choreografien, darunter „L'Apres-midi d'un Faune“ und „Le Sacre du Printemps“ brach Nijinsky radikal mit der klassischen Tanztradition und wurde zum Wegbereiter des modernen Balletts. Seine internationale Karriere dauerte allerdings nur von 1907 bis 1917. Die letzten 30 Jahre seines Lebens nämlich verbrachte Nijinsky hauptsächlich in Nervenheilanstalten, die Diagnose lautete auf Schizophrenie.
Im Interview sagte Neumeier, der auch Bühnenbild und Kostüme seines neuen Stückes entworfen hat, er wolle auf keinen Fall dokumentarisches Ballett über das Leben Nijinskys machen; seine Vorgehensweise lasse sich vielmehr mit dem assoziativen Erzählstrom von James Joyce vergleichen. Schon 1979 hat sich Neumann, in seinem kurzen Ballett „Vaslaw“, mit dem Ballett-Erneuerer befasst.
Das Museum für Kunst und Gewerbe begleitet die Ballett-Tage mit der Ausstellung „Nijinsky – Tanzlegende und Visionär“. Dort sind noch bis zum 27. August vor allem Ausstellungsstücke aus Neumeiers Privatsammlung zu sehen, die als eine der größten Nijinsky-Sammlungen der Welt gilt.
Bei den Hamburger Ballett-Tagen gastiert auch das russische Kirow- Ballett in der Hansestadt und zeigt vier Choreografien von Michail Fokine, der zur Zeit Nijinskys für die „Ballets Russes“ arbeitete. In „Les Sylphides“ tanzte Nijinsky die Hauptrolle, Triumphe feierte er in „Le Spectre de la Rose“ und als Goldener Sklave in „Scheherezade“ (11., 12. Juli). Auf dem Programm der Ballett-Tage stehen unter anderem Neumeiers Werke „A Cinderella Story“, „Ein Sommernachtstraum“, „Illusionen – wie Schwanensee“, „Messias“, „Bartok-Bilder“ und die Choreografie zur Dritten Sinfonie von Gustav Mahler. Am 16. Juli werden die Ballett-Tage mit der traditionellen Nijinsky-Gala beendet. lno/taz
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