: Im Westen nichts Neues?
■ Hans-Peter Mester soll neuer Leiter des größten Ortsamts werden / Gegen den Oldie hatten Neueinsteiger keine Chance
Wir bekennen: Das Schaulaufen der Kandidaten für den Posten des Ortsamtsleiters West am Mittwochabend haben wir nur ausschnittweise verfolgt. Schließlich war es alles andere als wahrscheinlich, dass Hans-Peter Mester nicht zum Sieger gekürt werden würde. Doch wer hätte dieses Ergebnis erwartet? 43 von insgesamt 44 Ortsbeiratsmitgliedern aus Findorff, Walle und Gröpelingen stimmten am Mittwoch dafür, dass der ewige Stellvertreter demnächst vielleicht zu seinem eigenen Chef wird.
Denn auch die Gefahr, dass der freiwerdende Vize-Posten jetzt dem Sparprogramm des Senats zum Opfer fallen könnte, hielt die Gremienvertreter im Saal der Martin-Luther-Gemeinde nicht von ihrer „Empfehlung“ ab. Der 46-jährige Mester, der noch vom Senat offiziell auf den großen Stuhl seines Vorgängers Bernd Peters gesetzt werden muss, hatte es leicht: Nach 15 Jahren im Ortsamt wird ihm von allen Seiten bescheinigt, dass er für den Posten bestens geeignet ist. Auch Mester selbst ist der Meinung, dass er nach insgesamt 31 Dienstjahren „ausgelernt“ hat. Die Konkurrenz um die A-14-Stelle hatte nicht die Spur einer Chance.
Ein frisch diplomierter Politikwissenschaftler bekam gleich nach der ersten Runde die Absage – und konnte seinen Traum begraben, für zehn Jahre so viel zu verdienen wie ein echter Oberstudienrat. Auch ein Rostocker Bewerber schien der Jury nicht geeignet. Die Bremerin, deren Auftritt im Gemeindesaal mit einer einzigen Stimme honoriert wurde, hatte Erfahrungen vor allem im Gesundheitsbereich.
Von den insgesamt 20 Bewerberinnen und Bewerbern hatten die Beiräte zusammen mit dem Innenressort fünf in die engere Wahl genommen, von denen zwei am Ende absagten. Die reichlich spät in der Regionalpresse ausgeschriebene Stelle war bereits seit gut einem halben Jahr vakant: Ende 1999 war Peters mit Anfang 50 in den Ruhestand gegangen, nachdem sein Vertrag nicht mehr verlängert worden war. Mester übernahm kommissarisch – Heimvorteil.
Schließlich gieren die Beiräte nach lokaler Kompetenz, Verwaltungs- und Gremienerfahrung und machen auf diese Weise Seiteneinsteigern, die möglicherweise frischen Wind in die Bude brächten, den Einstieg schwer. Auch in Horn-Lehe, wo der Amtsleiterposten ebenfalls frei war, hat jetzt ein Verwaltungsfachmann den Zuschlag bekommen. Außerdem: BremerInnen, die für den Posten in Frage gekommen wären, hätten sich erst gar nicht beworben, sagt der stellvertretende Gesamtbeiratssprecher Bernd Huse. Sie hätten es nicht gewagt, gegen Mester anzutreten, „weil der Mann so gut ist“.
Viel Vorschusslorbeeren also. Was ist von dem gebürtigen Bremer zu erwarten? Er selbst sieht sich „in zweiter Ehe mit dem Ortsamt West verheiratet“ und will dort anknüpfen, wo sein Vorgänger aufgehört hat. Mester, der sich vom kleinen Verwaltungsmitarbeiter über das Bildungsressort bis zum stellvertretenden Amtsleiter hochgearbeitet hat, will jetzt „nicht das Rad neu erfinden“. Er hält es aber für wichtig, die Kompetenzen der Beiräte zu stärken, das Orts- zum Bürgeramt auszuweiten, „sich einzumischen“. Was ist wichtig? „Ihre Schwerpunkte sind meine Schwerpunkte“, sagt er. Das kommt an.
Als „sachlich und fair“ beurteilt Cecilie Eckler-von-Gleich, grünes Beiratsmitglied in Walle, den parteilosen „Neuen“. Sie wünscht sich von ihm einen Rollenwechsel: Mester müsse sich künftig bemühen, „selbst Themen zu setzen“ und den Beiräten auch mal Paroli zu bieten. Und: Er soll seine „politische Seite“ entwickeln. Denn die sei noch nicht sehr ausgeprägt. hase
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