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Praktikanten beziehen erste Start-up-WG

Marx Attrax: Acht Praktikanten in Berliner Internet-Firmen wohnen 2 Monate lang umsonst in der Karl-Marx-Allee

Koffer schleppen, Bettzeug in den Fahrstuhl quetschen, aus dem Fenster lehnen und die neue Aussicht auf die Karl-Marx-Allee in Friedrichshain genießen: Die acht neuen Bewohner Deutschlands erster Start-up-Praktikanten-Wohngemeinschaft hatten gestern alle Hände voll zu tun. Tatkräftige Umzugshilfe gab es von den künftigen Kollegen der Praktikanten. Acht Berliner Start-ups haben sich zu dieser bisher einmaligen Initiative zusammengefunden. Der Clou: Die Praktikanten aus dem ganzen Bundesgebiet können nicht nur ihre Erfahrungen in der Internet-Branche machen, sondern auch zwei Monate lang kostenlos wohnen: in den aufwendig sanierten Häusern an der ehemaligen Stalinallee

Drei mit Parkett ausgelegte Wohnungen hat die Immobiliengesellschaft Prisma, Großinvestor an der Allee, den Praktikanten zur Verfügung gestellt, für zwei Zweier- und eine Vierer-WG. Allerdings nicht ganz uneigennützig, denn der WG-Einzug findet im Rahmen des Kultur-Events marx.attrax statt, das noch bis Sonntag läuft. Verschiedene Berliner Szene-Clubs haben leer stehende Locations an der Allee für mehrere Tage bekommen: für Lesungen und Lounges, Partys und Konzerte. „Das trägt dazu bei, die schlafende Schönheit Karl-Marx-Allee wach zu küssen“, sagt Prisma-Manager Jochen Wawersik, der auch Vorsitzender des Allee-Fördervereins ist. Knapp 20 Prozent der Läden an der ehemaligen DDR-Prachtmeile stehen leer.

Den acht Praktikanten, die unter 100 Bewerbern ausgewählt wurden, kann das erst einmal egal sein. Die 19- bis 27-Jährigen sind froh, so rasch in Berlin einen Job und eine Wohnung gefunden zu haben. „Ich wollte immer schon in Berlin wohnen und arbeiten“, sagt die 26-jährige Monika Offermann aus Hamburg, die ihr Praktikum bei yellout.de absoviert. Dazu musste sich die Betriebswirtin schnell entscheiden. Das Okay der Firmen kam erst am vergangenen Wochenende. Die erste Lektion haben die Praktikanten also schon gelernt: Wer in der hippen Branche Karriere machen will, muss schnell und flexibel sein.

RICHARD ROTHER

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