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Frauenzimmerarbeit

■ Uni-Orchester und -Chor spielen Werke der Komponistinnen Clara Wieck-Schumann, Fanny Hensel und Louise Farrenc

„Kräht ja doch kein Hahn danach und tanzt niemand nach meiner Pfeife“, sagte die Komponistin Fanny Hensel einmal und war resigniert. „Es bleibt immer Frauenzimmerarbeit, bei der es an Kraft und hier und da an der Erfindung fehlt“, sagte Clara Wieck-Schumann über ihre eigenen Werke. Diese beiden Aussprüche sagen viel aus über das nicht vorhandene Selbstverständnis von Komponistinnen im 19. Jahrhundert – so unterschiedlich die Biographien von Hensel und Wieck-Schumann auch waren.

Clara Wieck war die berühmteste Klaviervirtuosin ihrer Zeit, die ihre frühen Kompositionsversuche sicher aus biographischen Gründen nicht fortgesetzt hat: Sieben Kinder aus ihrer Ehe mit Robert Schumann und ihre Pianistinnenkarriere hielten sie wohl davon ab. Fanny Hensel hingegen – als Kind auch begnadete Pianistin – fühlte sich früh zur Komposition hingezogen. Sie wurde erfolgreich von ihrem Vater und vor allem ihrem (konkurrierenden) Bruder Felix zunächst daran gehindert, bis sie sich im Alter von 39 Jahren keine Vorschriften mehr machen lassen wollte. Der „Handwerkssegen“, den ihr Bruder ihr dann gnädig erteilte, kam zu spät: Sie starb kurz danach, 1847, während eines Dirigates an einem Gehirnschlag.

Insgesamt hinterließ sie über 400, zunächst heimlich geschriebene Werke. Die Französin Louise Farrenc (1804-1875) hingegen war erfolgreich als Komponistin und Pianistin. Sie zähle zu den „bedeutendsten Komponisten“ hieß es in einer Chronik.

Ein Konzert des Uni-Orchesters unter der Leitung von Susanne Gläß und des Uni-Chores unter der Leitung von Heribert Langosz erinnert jetzt an die Komponistinnen: Es erklingen das virtuose Klavierkonzert der 16-jährigen Clara Wieck, eine Ouvertüre von Louise Farrenc und die Chorlieder von Fanny Hensel. Darüber hinaus gibt es Musik von Lili Boulanger, der früh verstorbenen Hochbegabung vom Anfang dieses Jahrhunderts, von Claude Arrieu und eine Uraufführung der in Oldenburg lehrenden Komponistin Violeta Dinescu.

usl

Termine: Heute, Mittwoch, um 19.30 in der berufsbildenden Schule in Osterholz-Scharmbeck (Ecke Bördestr./Bahnhofstr.) und am Freitag, 7. Juli, um 20 Uhr im GW1-Hörsaal in der Uni Bremen

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