: Keiner fragt die Eltern
■ Familien Power fordert Elternräte für Kindergärten
Dieser Tage flattern vielen Hamburger Eltern neue Betreuungverträge für ihr Kindergartenkind ins Haus. Die städtische Vereinigung der Kindertagesstätten nahm das ab 1. August gültige neue Beitragsgesetz zum Anlass, den Mustervertrag neu aufzusetzen. „Zum Nachteil der Eltern“, wie Hans-Joachim Holzmann von der Elterninitiative „Familien-Power“ kritisiert.
Eltern müssen unterschreiben, dass sie ihr Kind bei vollständiger Bezahlung des Platzes bis zu sieben Wochen zuhause behalten. Auch steht ihnen keinerlei Regress zu, wenn die Kita aufgrund von Personalengpässen an „bis zu 3 aufeinander folgenden Tagen“ geschlossen ist. Zudem ist es untersagt, ein Kind zwei Monate vor Einschulung abzumelden. Die Kita-Gebühren für ein Kind, dass während der Ferien ohnehin nicht in der Kita ist, will sich der Mammut-Träger (22.000 Plätze) nicht entgehen lassen.
„Eltern haben hier nur Pflichten und keinerlei Rechte“, klagt Holzmann. Ein Kita-Gesetz, das eine gesetzliche Mitwirkung von Eltern festschreibt, könnte hier Abhilfe schaffen. Egal ob Betreuungsschlüssel, Pflegesätze oder Raumbedarf – die Details der Hamburger Kinderbetreuung, für die Eltern im Unterschied zur kostenlosen Schule bis zu 14 Prozent ihres Einkommens zahlen müssen, handeln Träger und Behörde unter sich aus. Analog zur Schule, wo es Elternräte, Kreiselternräte, eine Landeselternkammer und sogar einen Abgesandten in der Deputation gibt, fordert „Familien Power“ nun eine „organisierte und verfaßte Elternschaft“ für die Kinderbetreuung.
„Wir wollen hier nicht den Eltern-Mob mobilisieren, der pädagogische Konzepte umwirft“, sagt Familien-Power Vorsitzender Matthias Taube. Die Eltern bräuchten aber ein Informationsrecht über derartige Fragen. Die dem übergeordneten „Quartierselternräte“ sollten auch als Kinderlobby bei den Jugendämtern ein „Anhörungsrecht in Bewilligungsfragen“ haben. Zur Zeit gingen bei „Familien Power“ zahlreiche Anrufe von Eltern ein, die verzweifelt sind, weil sie den Platz, den sie brauchen, nicht kriegen.
Pläne für eine Elternmitbestimmung, die es in Berlin bereits gibt, liegen laut Taube seit zehn Jahren in den Behördenschubladen. Gängiger Einwand von Kritikern: Eltern hätten an derartigen Gremien kein Interesse. Dieses „Totschlagargument“ will Taube nicht gelten lassen: „Dann können wir die Demokratie gleich abschaffen.“ kaj
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